20.09.2017
Heute Nacht um 5 Uhr sind wir von einem ziemlich heftigen Sturm aus dem Schlaf gerissen worden. Erster Gedanke: Verdammt – Wir haben uns alle in der Zeit vertan und Maria ist schon da. Allerdings legte sich das Unwetter mit dem Sonnenaufgang (Puhhhh). Wir sind bereits um 7 Uhr aufgestanden und haben nach einer Dusche und Frühstück angefangen die restlichen Möbel und Küchenutensilien sicher zu verstauen. Gegen halb 9 kommt der Elektriker Francis mit einem Helfer. Gemeinsam bauen wir die Solarpanels ab und verstauen sie sicher in einer der Hütten. Nachdem wir unsere restlichen Sachen eingepackt haben brechen wir mit Evan auf in Richtung Santo Domingo, der Hauptstadt der DomRep auf. Bens Kumpel, Chris, leitet dort seit einigen Jahren erfolgreich ein Hostel, dort sind wir sicher. Der ursprüngliche Plan mit Xiara in den Süden zu fahren geht nicht auf, da Xiara doch mit Ben in El Limon bleibt.
Auf geht’s mit dem Guagua von El Limon nach Las Terrenas. Preis für die Fahrt von ca. 15km: 50 Pesos pro Person, das sind in etwa 90 Cent. Schaut man aus dem Fenster, ist außer dem Wetterumschwung kein Anzeichen eines nahenden Hurricanes zu sehen. Die Leute gehen ganz normal ihrem Alltag nach. Im Guagua fällt Evans Rucksack fast durch die offenstehende Schiebetür des fahrenden Guaguas, ansonsten passiert nicht viel. An der Bushaltestelle in Las Terrenas angekommen warten wir auf den Guagua-Bus nach Santo Domingo. Guaguas sind eigentlich ganz normale Autos mit einer zusätzlichen Rückbank. Die Guagua-Busse sind etwas größer, sind in der Regel klimatisiert und halten nicht an jeder Milchkanne. Unser heutiger Guagua-Bus hat zusätzlich einen Anhänger für das Gepäck an Bord. Glücklicherweise sind wir recht früh an der Bushaltestelle angekommen, sodass wir direkt einsteigen können. Im Guagua-Bus gibt es in etwa 25 Sitzplätze, das heißt es ist Platz für 35 Leute 😀 Zusammengequetscht stehen noch einige Leute im Eingangsbereich und müssen die ganze Fahrt bis Santo Domingo stehen (ca. 3 Stunden). Einer Frau mit zwei Babys wird ein Platz angeboten, das eine Baby wird nach einer kurzen Diskussion direkt an den fremden Sitznachbarn abgegeben. Ich glaube, dass der junge Mann sich seine Fahrt entspannter vorgestellt hat, als die ganze Zeit ein schreiendes Baby zu unterhalten, aber sei’s drum, in der DomRep kümmert man sich eben. So fahren wir mit zwei schreienden Babys in einem völlig überfüllten Guagua in Richtung Hauptstadt. Vorne in der Mitte ist ein großer Flachbildschirm angebracht. Es läuft Fast & The Furious 8 mit spanischem Ton. Wir bekommen lediglich die unfassbar männlich und badboy klingelnde Stimme von Vin Diesel mit, vom Film sehen wir nur die Hinterköpfe unser Mitfahrer. Die Fahrt kostet insgesamt 375 Pesos, ca. 6,69€.
Während der Fahrt will das eine Baby einfach nicht aufhören zu schreien. Die Mutter kippt gefühlt 1 Liter Milch in den schreienden Rachen, keine Besserung. Auch das für uns ziemlich heftige Schütteln des Kindes schafft auch keine Besserung. Verzweifelt reicht die Mutter das Kind durch die stehende Menge. Jeder darf mal versuchen das Kind zu beruhigen, keiner schafft es so wirklich. Im Guagua kann man echt einiges Erleben 😀
In Santo Domingo angekommen macht sich der Wetterumschwung deutlich bemerkbar. Es ist kälter, sehr windig und regnet aus Eimern. Vom Busbahnhof machen wir uns zu Fuß auf in Richtung Hostel und werden dabei klitsch nass. Das hindert uns allerdings nicht daran, unterwegs die Stände mit den für uns unbekannten Obstsorten zu begutachten. Heute probieren wir mal ein Stück Zuckerrohr. Eigentlich ein weiches Stück Holz. Man beist ab, lutscht die süße Flüssigkeit heraus (schmeckt wie Zucker) und spuckt das durchgekaute Holz wieder auf den Boden.
Im Hostel angekommen begrüßen wir Chris, den Freiwilligen, und Chris, den Besitzer des Hostels und Freund von Ben. Chris und Chris also, ok… Das von außen unscheinbare Hostel entpuppt sich als Goldstück im Herzen Santo Domingos. Wir buchen uns ein Doppelzimmer für 30 Dollar die Nacht. Das Hostel hat einen wunderschönen Innenhof mit Pool und offener Küche. Chris hat es vor 5 Jahren aus einer Baurruine mit sehr viel Leidenschaft und Fleiß aufgebaut. Der Eingang gleicht einem echten englischen Pub, Brite halt 😉
Chris zweite Leidenschaft ist Formel 1, seine deutsche Dogge hört auf den Namen Michael Schumacher, kurz Schumi und der kleinere Hund auf den Namen Button. Stark, finden wir.
Nachdem wir unsere Sachen sortiert haben sind wir mit Evan durch die Straßen Santo Domingos gelaufen. Evan war bereits einige Male hier und zeigt uns coole Spots und ein kleines kubanisches Restaurant. Vegetarische Gerichte gibt es hier nicht, also essen wir eine Art Pulled-Beef (ja, Rind, kein Pulled-Pork) mit Bohnen und Reis. Schmeckt ähnlich wie Gulasch. Dazu gibt es einen super leckeren Mojito. Anschließend zeigt uns Ben die Stadtmauer, eine Burg und das Haus von Christoph Kolumbus Sohn Diego Kolumbus, der hier mal Herrscher war. Das historische Zentrum Santo Domingos mit der alten Stadtmauer und einigen Klöstern und Höfen sieht nicht nur super aus, es ist auch erstaunlich sauber hier. Auf dem Rückweg gehen wir noch in einen Supermarkt und kaufen ein bisschen was für morgen ein, da die Läden aufgrund des Hurricanes geschlossen haben.
Zurück im Hostel bietet mir Evan eine echte handgedrehte Zigarre aus El Limon an. Zigarre rauchen ist ja irgendwie wie an einem furchtbar vollgelüllertem Stück Karton zu nuckeln, oder? Mir schmeckt es jedenfalls nicht. Evan übrigens auch nicht, aber wenn man schonmal hier ist muss man ja auch die Zigarren probieren, oder? 😉 Ansonsten passiert im Laufe des Abends nicht mehr viel. In unserem Zimmer ist es super warm, trotz offenem Fenster und Ventilator. Heute Nacht wird Maria auf die DomRep treffen, ich denke jedoch, dass wir hier davon nicht viel mitbekommen werden.
Übrigens: Lest euch die Regeln für den Pool ganz genau durch, da hat sich jemand wirklich viel Mühe bei gegeben (Cory, wer auch immer das ist 😀 )