4.12.2017 Vorbereitung
Nach einer echt beschissenen Nacht lassen wir es heute ruhig angehen. Wir verbringen den Tag damit Vorbereitungen für unsere Wanderung zum Vulkan Acatenango zu treffen. Das ist hier in Antigua garnicht so einfach, wenn man den Vulkan auf eigene Faust besteigen will. Zwar bietet jedes Hostel und Reisebüro geführte Touren an, in denen eine Übernachtung und Versorgung inbegriffen sind, jedoch findet sich kaum jemand der einem Ausrüstung für eine Besteigung auf eigene Faust zur Verfügung stellt. Wir fragen also Eddy erneut, was er so organsieren kann. Er kann tatsächlich ein kleines Zelt und drei Schlafsäcke (dick, mittel und dünn) organisieren Wir informieren uns im Internet über einen Zugang zum Vulkan und schauen uns verschiedene Routen an. Jedem dem wir erzählen, dass wir den Vulkan ohne Guide besteigen wollen wundert sich und meint, es wäre zu gefährlich. Vermutlich hätten wir an dieser Stelle auch aufgegeben und eine geführte Tour gebucht. Ein Tscheche auf Utila hat mir jedoch so überzeugend erklärt, dass eine Solo-Besteigung einfach ist, dass wir es durchziehen wollen. Gegen Abend treffen wir Eddy, zahlen ca 30€ für die gesamte Ausrüstung und gönnen uns super leckere Falafel und Chicken Madras in einem indischen Restaurant. Das Toko Baru ist nicht umsonst bei Tripadvisor auf Platz 1 der günstigen Restaurants. Einfach lecker Anschließend gehen wir früh ins Bett, schließlich müssen wir um 6 Uhr aufstehen um gegen 7 den Bus in Richtung Vulkan zu nehmen.
5.12.2017 Besteigung des Vulkans Acatenango
Am Montag Morgen machen wir uns also voll bepackt auf zur Busstation. Im Gepäck haben wir alles an warmer Kleidung was wir so in unserm Backpack finden können, das Zelt und die Schlafsäcke. Als Proviant hat jeder 5l Wasser, eine Cola und Steve packt noch eine Flasche Rum mit Limetten ein – was hilft besser wenn man friert?! 😉 Dazu kommt noch unser typischer Reiseproviant: Curry-Reis mit Bohnen, Tomate und Mais, kalte Kartoffeln, Brot, Erdnussbutter, Bananen und eine Menge Kekse.
Den ersten Chicken-Bus in die Stadt Parramos finden wir auch recht schnell, für läppische 3 Quezales (ca. 40 Cent). Anschließend geht es in einem kaum teureren Bulli, der uns an die Guaguas in der Dominikanischen Republik erinnert, allerdings noch um einiges weniger zerfallen 😉 Für die gesamte Strecke von Antigua nach La Solidad brauchen wir letztendlich ca. 1 1/2 Stunden. Beim Aussteigen will der Fahrer uns dann damit abspeisen, dass er kein Wechselgeld hätte. Nach langer Diskussion sieht er dann aber ein dass wir den verhandelten Preis zahlen und gut. Kaum haben wir den Bulli verlassen stürmen Frauen und Kinder mit Wanderstöcken und Handschuhen auf uns zu. Wir leihen uns einen der Stöcke und beginnen mit dem Aufstieg. An die schweren Backpacks muss man sich erstmal gewöhnen während es stetig bergauf geht. Nach einer Weile haben wir unser Tempo (bzw mein Tempo – die Jungs nehmen sehr viel Rücksicht ;-)) gefunden und genießen die wunderschöne Landschaft. Auf halber Strecke stoßen wir auf ein kleines Hüttchen mit einem sehr netten Verkäufer, der hier 5 Wochen am Stück wohnt. Er versucht uns sein Bier, Kaffee, Kakao, Kekse, Fleisch usw anzudrehen, lässt sich letztendlich aber doch auf Morgen vertrösten und unterhält sich nett mit uns 🙂
Weiter gehts und die Landschaft verändert sich ständig. Erst Nebelwald, dann Kiefernwald und letztendlich kaum noch Vegetation und viel Asche. In der Asche macht man quasi mit allen 3 Schritten vorwärts wieder einen Schritt zurück, weil es so rutschig ist. Unsere Navigation ohne Guide klappt eigentlich auch sehr gut und Maps.Me ist sehr verlässlich. Ja genau – EIGENTLICH! 😀 An einer Weggabelung schauen wir nicht auf die App, weil ein Einheimischer, der ebenfalls den Vulkan besteigt uns mit voller Überzeugung sagt, dass wir den rechten Weg nehmen sollen und dann in 1 Stunde am Base-Camp sind. Klingt perfekt, außerdem führt der andere Weg bergrunter und das erscheint uns falsch bzw wollen wir keine unserer Höhenmeter vergeuden. Haha ja, es geht stetig bergauf und nach weiteren 20 Minuten gucken wir dann doch mal auf die Karte. Wir hatten doch vor der Abbiegung schon die Höhe des Camps erreicht und es geht weiter nur bergauf. Also immer schön auf die App gucken! Der Weg den wir eingeschlagen haben führt zwar zum Camp, ABER über den Gipfel des Vulkans, zu dem wir eigentlich erst am nöchsten Morgen wollen, nachdem wir uns im Base-Camp ausgeruht haben. Nunja, jetzt haben wir schon fast 1/3 des Aufstiegs geschafft, seitdem wir uns für den falschen Weg entschieden haben. Umdrehen ist ja quatsch, also geht es weiter, immer steiler und rutschiger bergauf. Das letzte Stück ist echt eine Qual mit den schweren Rucksäcken auf dem Rücken und es wird echt kalt und windig. Nachdem wir die Spitze überquert haben, werden wir dann aber mit einem super leichtem Abstieg zum Camp belohnt. Alles ist voller Asche und man kann einfach herunterrennen. Echt lustig und wirklich kein Problem wenn man hinfällt. Am Ende der Ascheslandschaft sehen wir schon die ersten Zelte. Wir entleeren noch unsere mit Asche befüllten Schuhe und traben die letzten Meter bergab. Die Wolken verziehen sich und wir sind bester Laune. Von hier aus hat man den perfekten Blick auf den Vulkan El Fuego. Er hat seinen Namen zu Recht, denn er speiht echt im Minutentakt Feuer und Asche! Wahnsinn!! Dazu ein atemberaubender Donner und ein leichtes Beben der Erde! Unfassbar, das zu Erleben! Wir haben besonders Glück, denn normalerweise hat der Vulkan einen 14 tägigen Rythmus von inaktiv und aktiv. In letzter Zeit ist er aber daueraktiv und wir werden Zeuge zahlreicher Erruptionen.
Direkt gegenüber dieses Vulkans schlagen wir nun also unser Zelt auf. Der Vulkan Acatenango, auf dem wir uns befinden ist übrigens seit 1967 nicht mehr ausgebrochen. Man sollte sich also Sorgen machen, sobald El Fuego wieder ruhiger wird. Der „Campingplatz“ ist in Privatbesitz, wir dürfen unser Zelt aber umsonst aufschlagen. Die anderen Zelte stehen dauerhaft dort, bzw werden nach einiger Zeit aufgrund der hohen Feuchtigkeit hier oben ausgetauscht. Sie gehören zu den geführten Touren dazu, sodass zahlende Gäste weder Zelt noch Isomatte oder Schlafsäcke den Berg hochschleppen müssen. Unser Zelt steht nun 2 Etagen unter den anderen, weswegen wir uns als Besucher 2. Klasse bezeichnen :-D. Die Aussicht ist allerdings mindestens genauso geil. Wir entscheiden uns noch schnell die Schlafsäcke ins Zelt zu packen und uns der Gruppe 1.Klasse vorzustellen. Ja und in diesem Moment bereuen wir, dass wir nicht gemacht haben was man immer tun sollte: Checkt immer eure Ausrüstung die ihr euch leiht! Jaa, wie kommen wir ins Zelt rein? Die Reisverschlüsse geben kein Stück nach und sehen aus wie zugeklebt! Da hat sich wohl wer einen Scherz mit Eddy erlaubt – echt ein schlechter Scherz, aber vorerst können wir darüber lachen. Eine halbe Stunde tüfteln wir mit Wasser und Schweizer Taschenmesser an den Reisverschlüssen herum und nehmen schon ein Video auf, in dem wir Eddy erklären, dass wir jetzt sein Zelt zerstören, weil wir einfach keine Chance haben es auf normale Art zu öffnen. Ein letzter Versuch und zack – es geht doch noch zu öffnen! Oh Mann!
Jetzt wo wir unser Zelt so weit vorbereitet haben geht es wieder berghoch zu den Gästen der geführten Touren. Sogar die Guides nehmen uns freundlich auf, lassen uns mit an ihrem Feuer sitzen und bieten uns an, dass wir die Gruppe morgens um 4 hoch zur Spitze des Acatenangos begleiten um den Sonnenaufgang von dort aus zu sehen. Wir waren zwar schon dort, hatten aber eh vor zum Sonnenaufgang nochmal dort hoch zu stiefeln. Zudem haben wir noch das Glück, einen deutschen Ex-Soldaten kennenzulernen, der aus Erfahrung immer alles in doppelter Ausgabe mitnimmt – somit auch einen Schlafsack über hat. Der dünnste unserer geliehenen Schlafsäcke ist echt erbärmlich und da wir zudem keine Isomatten haben sind wir dem Deutschen sehr sehr dankbar für sein Angebot.
Mit Einbruch der Dunkelheit werden die Vulkanausbrüche des El Fuegos noch faszinierender. Nun sieht man zusätzlich zu den riesigen Aschewolken auch noch die rote Lava aus dem Vulkan sprudeln. Wow! Einfach Wahnsinn!! Wir ziehen und nun alle Kleidung an die wir dabei haben, das es schlagartig eiskalt wird, sitzen noch eine Weile am Feuer und lernen viele neue Leute kennen während wir den Vulkan bestaunen. Dann kuscheln wir und zu dritt in das winzige Zelt. Zur Isolierung legen wir Zeitungen unter uns und da wir uns so sehr zusammenquetschen müssen, um überhaupt ins Zelt zu passen ist es tatsächlich warm! Bequem ist allerdings was anderes, bewegen kann man sich kein Stück, aber hey, immerhin frieren wir nicht.
Um 3.30 Uhr dieser schlaflosen Nacht klingelt also unser Wecker. Dank des Vollmondes ist es sogar nicht all zu dunkel. Wir frühstücken unser Brot mit Erdnussbutter und marschieren los bevor wir erfrieren. Genau in dem Moment erruptiert der Vulkan noch einmal mit voller Kraft und schon da hat es sich gelohnt aufzustehen. Die Guides nehmen uns in der Gruppe auf, sodass wir einfach mit marschieren anstatt auf die Idee zu kommen umzudrehen, es ist nämlich echt anstrengend ohne Schlaf von 3550m auf über 3900m zu steigen. Tatsächlich sind wir dann auch mit bei den ersten auf der Vulkanspitze und sehen die ersten Strahlen der Sonne. Der Ausblick ist umwerfend. Man sieht weiterhin den Vulkan El Fuego, den Vulkan Augua, den Lago Atitlan, den Pazifik, Antigua, Guatemala City und atemberaubende Landschaft. Gleichzeitig ist es furchtbar kalt und windig und wir beten die Sonne an endlich aufzugehen. Kaum ist sie oben geht es auch wieder an den Abstieg, einfach zu kalt hier. Wieder wählen wir die Asche-Region für den Moonwalk. Der Guide hinter mir rutscht aus und wir rutschen zusammen auf dem Hintern den halben Berg runter und es ist einfach nur witzig 😀
Zurück am Camp packen wir unser Zelt ein und nehmen diesmal den richtigen Weg, der eine Stunde wirklich nur geradeaus geht, super easy… hätten wir den mal gestern genommen 😀 Ab da geht es einfach nur noch bergab und die Beine tun nach einer Zeit echt weh. Um 9.30 Uhr sind wir wieder unten an der Straße und winken dem anrollenden Chicken-Bus zu um uns mitzunehmen. Im Bus erfasst uns die Müdigkeit und man merkt umso mehr wie schlecht die Straßen sind, während man zu dritt auf einer 2 Mann Sitzbank gequetscht im Bus sitzt. Wir steigen wieder in Parramos um und sind super froh als wir endlich am Hostel ankommen und direkt glücklich ins Bett fallen. Unsere Sachen sind noch alle im Locker wo wir sie verschlossen hatten.
Direkt nach dem Aufwachen machen wir uns auf die Esssenssuche und essen vegetarische Tacos die uns empfohlen wurden. Super lecker! Danach bringen wir Eddy seine Ausrüstung zurück und buchen den Bus bei ihm, da er uns ein echt super günstiges Spanisch-Schulen-Angebot macht, wir aber trotzdem ablehnen, da uns Antigua zu laut ist. Die Blaskapellen und Kanonenschüsse rauben einem einfach jeden Schlaf. Morgen fahren wir nach San Pedro am Lago Atitlan um uns dort eine Spanischschule zu suchen. Vielleicht finden wir ja auch dort einen netten Eddy 😉
Wunderschöne Fotos von oben auf dem Vulkan <3 Lasst es euch weiterhin gut gehen!