La Paz

Ja, lang ists her, dass es was Neues gab. Das liegt daran, dass wir knapp 2 Wochen in La Paz verbracht haben. Mit wenig neuem Input. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über unsere Zeit in La Paz.

Von Copacabanas nach Urin riechendem Hauptplatz (Überbleibsel des Karnevals) geht es weiter nach La Paz, Boliviens Regierungshauptstadt. Auf dem Weg lernen wir bolivianische Autofähren kennen, welche unseren Bus über den Titicacasee bringen. Die Passagiere werden auf einem kleinen Bötchen hinterherchauffiert.

In La Paz angekommen setzt uns der Busfahrer erstmal mitten im Nirgendwo aus. Zu Fuß machen wir uns also auf zu unserem Hostel am anderen Ende der Stadt. Erster Eindruck: Unglaublich viele Menschen (757.184 Einwohner), Autos und Märkte. Natürlich fällt uns auch die Seilbahn direkt auf, welche in La Paz, neben Bussen und Minivans als öffentliches Verkehrsmittel fungiert. Da die riesige Stadt sich zwischen dem höchsten und niedrigsten Punkt über 1000 Höhenmeter erstreckt (sie liegt auf 4000m Höhe), macht die Seilbahn als Verkehrsmittel auch Sinn. Dass sie von Österreichern erbaut wurde stärkt unser Vertrauen in sie allerdings ungemein 😉

Den ersten Tag in La Paz sind wir allerdings mehr oder weniger in unserem Hostel gefangen. Die ganzen Straßen sind gesperrt, da heute gegen und für den Präsidenten demonstriert wird.
Der Hintergrund dazu ist folgender:
Ähnlich wie in Honduras darf der Präsident laut Verfassung eigentlich nicht wiedergewählt werden, sprich nur 1 Amtszeit regieren. Der amtierende Präsident Evo Morales wurde 2005 zum ersten Mal gewählt. 2006 trat er dann sein Amt an, und wurde 2009 sogar wiedergewählt. Wie geht das denn? Ich dachte man darf nicht widedergewählt werden. 2008 und 2009 hat der schlaue Mann das Land „Republica de Bolivia“ in „Estado Plurinacional de Bolivia“ umbenannt und eine neue Verfassung eingeführt. Die neue Verfassung erlaubt eine Wiederwahl des Präsidenten. Die Folge: Der Präsident darf weitere 2 Legislaturperioden regieren, da es ja ein „neues“ Land mit einer neuen Verfassung ist. Clever, oder? 2014 wurde Evo Morales mit 61% wiedergewählt. Am 21 Februar 2016 hat der Präsident eine Volksabstimmung initiiert die ihm eine weitere Amtszeit (2020-2025) ermöglichen sollte. Diese Volksabstimmung verlor der Präsident jedoch denkbar knapp. Da der Präsident jetzt jedoch ein Schlupfloch in der Verfassung gefunden hat, lässt er sich dennoch erneut zur Wahl aufstellen. Damit missachtet er das Referendum vom 21. Februar 2016. Aus diesem Grund protestieren die Menschen jedes Jahr am 21. Februar mit dem Slogan „#F21 – Bolivia dijo NO“ (Bolivien hat Nein gesagt) in den Straßen, mit der Folge, dass wir an diesem Tag nicht viel erleben konnten.

Wir wagen uns zunächst dennoch heraus um die Stadt anzuschauen. Als jedoch die ersten Demonstranten von der Polizei abtransportiert werden und die ersten Böller fliegen, verziehen wir uns doch lieber zurück ins Hostel. Im ersten Moment erschrecken wir uns auch ziemlich als uns ein Kerl mit Sturmmütze und Metallbox entgegenkommt. Es stellt sich aber schnell heraus, dass es sich hierbei um einen der zahlreichen Schuhputzer von La Paz handelt, welche ihr Gesicht aus Scham verdecken. Die Füße sind laut der bolivianischen Kultur das ekeligste und dreckigste Körperteil. Der Job des Schuhputzers folglich peinlich. Bleibt also nur Vermummen übrig.

Eigentlich wollten wir nur so kurz wie möglich in dieser Stadt bleiben. Der Grund warum wir überhaupt hier sind ist Lukas Zahn, welcher schon in Mexiko und Peru behandelt wurde – ohne Erfolg… Wir nutzen also die Seilbahn um in den Süden der Stadt zu fahren, wo es viele moderne Zahnärzte geben soll. Generell gilt, je tiefer gelegen das Viertel in La Paz ist, desto reicher ist es. So sieht man auch schon von oben den Reichtum dieses Stadtviertels. Die Zahnarztpraxis und das Zahnarztteam macht einen vernünftigen Eindruck und auch ich lasse meine Zähne checken, weil ich auch das Gefühl habe ein Loch zu haben. Es stellt sich dann leider heraus, dass die Zahnbehandlung komplizierter wird als gedacht und wir müssen mindestens eine Woche bleiben. Bei Lukas wird zunächst wieder der schmerzende Zahn behandelt, da die Probleme sich dadurch jedoch nicht lösen muss auch noch der Weisheitszahn dran glauben… also noch ein paar Tage mehr in La Paz 😉

Neben vielem Ausruhen aufgrund der Zähne, hatten wir aber auch ein bisschen Gelegenheit die Stadt zu begutachten. Ein Highlight ist der sogenannte Hexenmarkt. Für uns erstmal ein ganz normaler Markt. Besonderheit ist allerdings, dass hier getrocknete Lama-Embryonen und Lama-Babies zum Verkauf angeboten werden. Diese werden zusammen mit Süßigkeiten in kleinen Körben angeordnet, wenn Bolivianer sich ein neues Haus bauen. Sozusagen als Glücksbringer wird dieser Korb verbrannt und unter der Haustür vergraben. Das Ganze soll eine Opfergabe für Pachamama – Mutter Erde sein. Für größere Gebäude, wie beispielsweise die Seilbahn, soll diese Gabe allerdings nicht ausreichen. Angeblich suchen sich die Bolivianer hierfür Menschen aus, die niemand vermisst – also meist Obdachlose. Diese werden komatös abgefüllt und dann lebend im Fundament des Gebäudes vergraben. Dabei soll es sich tatsächlich um mehr als eine Urban Legend handeln – hier zum Nachlesen (Friedhof der Elefanten)

Auch ein weiterer Markt im höchsten Teil von La Paz, El Alto, soll besonders sehenswert sein. Wir fahren also mit Minivan und Seilbahn in den hochgelegenen Stadtteil. Laut Sergio, unserem Gastgeber, sollten wir uns den Markt erst aus der Seilbahn heraus anschauen und dann entscheiden wo wir hinwollen, weil er so riesg sein soll. Was er allerdings nicht erwähnt: Der Markt findet nur Sonntags und Donnerstags statt. Wir lassen unsere Blicke also vergeblich aus der Seilbahn heraus schweifen, aber immerhin kann man von hier aus super Blicke über die Stadt.

Aufgrund unserer zahlreichen Zahnarztbesuche, wird unser Verhältnis zu unseren Zahnärzten auch immer besser. Lustigerweise hat die Zahnärztin Leslie am 2. März Geburtstag und da Lukas und ich ja auch kurz vorher und nachher Geburtstag haben, werden wir spontan zu ihrer Feier eingeladen. Das Angebot nehmen wir natürlich gerne an und finden nach einigem Gesuche ihr schickes Haus. Hier lernen wir auch die Freunde und Verwandten von Marcello und Leslie kennen, welche genauso nett sind wie die beiden. Es gibt einiges an Whisky und Tequilla, wobei in der Tequilla Flasche ein Wurm liegt. Diesen muss das Geburtstagskind essen. Er wird also durch drei geteilt und wir dürfen alle unseren Teil verspeisen – ekelig 😉 Zudem wird natürlich viel Salsa und Merrengue getanzt und Leslie und ein Freund von ihr schnappen sich Lukas und mich um uns das Tanzen beizubringen. Leider können wir mit dem Latino Hüpftschwung nicht mithalten, Spaß macht es trotzdem 🙂

Obwohl wir mit unseren Backpacker Outfits sehr unter Niveau gekleidet sind werden wir von allen sehr sehr offen und freundlich aufgenommen. Der vierjährige Marcello, der Sohn unserer beiden Zahnärzte besucht in La Paz eine internationale Schule und präsentiert uns direkt all sein Spielzegug auf Englisch. Die anderen Gäste, unter denen mehrere Zahnärzte, ein Bauingeneur, zwei TV-Nachrichtensprecher und ein Pressesprecher der ersten bolivianischen Fußballmannschaft zählen, sind nicht nur furchtbar nett zu uns, sondern laden uns auch noch zu sich nach Hause, oder ins Stadion ein – echt unfassbar lieb.

So kommt es auch, dass wir am nächsten Tag das Fußballstadion des Boliviar FC La Paz kennenlernen. Heute spielt die Mannschaft Boliviar gegen Guabirá. Boliviar gewinnt im Heimspiel 2:0, das freut Fernando, dem lieben Pressesprecher, der uns Freikarten geschenkt hat und uns natürlich auch.

Ein Kommentar bei „La Paz“

  1. Hi Anja! 🙂
    Cool das ihr es nach Bolivien geschafft habt. Ich hoffe du kannst jetzt fließen spanisch sprechen 😉
    Ihr müsst noch nach Santa Cruz und mir berichten wie es dort ist und es sich lohnt dort hinzufliegen.

    P.S. Alles Gute nachträglich zum Geburtstag! 🙂

    Viele Grüße
    Thomas

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