Von La Paz aus geht es für die nächsten Tage auf eine Wüstentour durch den Süden Boliviens. In La Paz nehmen wir nach einem gemütlichen Abendessen mit Konrad um 20.00 unseren relativ bequemen Nachtbus der Firma Panasur. Allerdings sind die Schlaf-Sitze eher für eine Körpergröße von 1,60m konstruiert, was die Nacht nicht sooo angenehm macht.
Leicht übermüdet kommen wir morgens um 6 Uhr im kleinen Städtchen Uyuni an. Wir steigen also leicht verballert aus dem Bus aus und werden direkt von 20 Leuten umzingelt. Jeder will sein Café oder seine Tour durch die Salzwüste anpreisen. Leicht gernevt vom penetranten Gedränge der Leute, lassen wir uns dann doch von Luis, einem Touranbietee bequatschen.
Luis zwingt uns dann so schnell wie möglich in sein Büro. Seine Frau hat ebenfalls Leute am Bus abgegriffen, sodass wir uns gemeinsam anhören können, warum seine Tour die beste und günstigste in Uyuni ist. Die günstigste ist glatt gelogen, das wissen wir von vornhinein, aber wir bleiben geduldig und hören weiter seinen Erklärungen zu.
Am Ende kann er uns überzeugen. Mit einem Preis von 800 Bolivianos + 150 Bolivianos Parkeintritt (gesamt 112€/3 Tage) liegen wir zwar über dem durchschnittlichen Preis der Anbieter, hoffen dafür aber auch auf ein wenig bessere Qualität.
Wenig später stellt sich heraus, dass ein schwedisches Pärchen als Studenten 100 Bolivianos weniger bezahlen. Als ich ihn auf den Studentenpreis anspreche, entschuldigt er sich schnell und meint klaar.. Soll wohl. Er bittet mich vor die Tür und erklärt mir, dass wir evtl. nur 50 Bolivianos Rabatt bekommen anstatt die angepriesenen 100. Grund? Die anderen haben eine Anzahlung geleistet. Wir haben zwar direkt Cash alles gezahlt, aber was solls.
Ein bisschen genervt von der willkürlichen Preispolitik des Ladens soll unsere 3-tägige Tour um 11 Uhr starten. Wir nutzen die 3 Stunden bis dahin und gehen mit Antje, einer deutschen Lehrerin aus Hamburg in ein Café und zum Migrationsamt um unser Visum für 3 Stunden zu verlängern. Gewährt wurde uns ein Visum bis zum 19.3.2018, am 20.3.2018 um 3.00 Uhr fliegen wir aber nach Bogota. Bürokratie, das können auch die Bolivianer. Der Beamte verlangt für die Verlängerung eine Bearbeitungsgebühr von 10 Bolivianos, als ich aber anmerke, dass es in La Paz umsonst ist, bekommen wir es unter dem Kommentar „ach ihr seid ja Deutsche“ auf einmal auch hier umsonst. Übrigens ist das Visum für uns hier generell umsonst, während die Leute aus der USA 160 Dollar für die Einreise zahlen müssen.
Um 11 Uhr startet also unsere Tour. Insgesamt sind wir 6 Personen. Eine Amerikanerin, 1 Kanadierin, Antje die Deutsche, ein Japaner und wir.
Station 1 – Zuerst geht es zum Eisenbahnfriedhof direkt außerhalb der Stadt. Mit den Zügen haben die Engländer und Spanier früher das Silber aus Peru und Bolivien nach Chile befördert. Heute rosten die Züge einfach vor sich hin und ziehen tausende Touris töglich an. Wir klettern auch ein bisschen auf und in den Zügen rum, machen uns dann aber schnell auf zur zweiten Station.
Station 2 – Mercado Artisanal
Wie der Name schon sagt gibt es hier einen Künstlermarkt. Andere Guides erklären ihren Gruppen wie das Salz der Wüste abgebaut und verarbeitet wird. Unser Guide und Fahrer Erwin erklärt uns leider garnichts. Generell muss man Erwin jedes Wort aus der Nase ziehen. Deshalb kann man das Wort Guide getrost streichen. Erwin ist unser Fahrer, mehr nicht. Was wir eigentlich enttäuschend finden, da wir so kaum etwas über diese Gegend erfahren. Der Markt ist absolut langweilig und nur darauf aus den Touristen etwas zu verkaufen, die massenweise in Jeeps angekarrt werden. Als Trost holt sich unsere Gruppe gemeinsam ein Sixpack Bier, was das Warten deutlich verschönert 😉 Wir sind trotzdem froh, als es nach einer Stunde weiter geht.
Station 3 – Salar Uyuni
Wir fahren mit dem Auto endlich in die berüchtigte Salzwüste. Mit ihren 10000km^2 ist sie die größte Salzpfanne der Erde. Enstanden ist sie vor 10000 Jahren durch die Austrocknung eines Salzsees. Die Sole unterhalb der Wüste soll bis zu 100m tief reichen.
Da gerade noch Regenzeit ist, steht das Wasser auf der sonst grellweißen trockenen Landschaft überall etwa knöchelhoch. Mit Flipflops und kurzer Hose stapfen wir durch das nasse Weiß. Wir besichtigen das Denkmal an die Rallye Dakar 2014 die durch die Wüste verlief und ein angrenzendes Haus in dem wir Mittag essen. Die Rally Dakar verläuft heute übrigens nicht mehr durch die Wüste. Das Salz ist zu agressiv für die Rennwagen und hat 2014 einiges zerstört an den komplexen Rennfahrzeugen. Rund um das Hotel halten wir uns den ganzen Nachmittag auf. Aufgrund der spiegelnden Wasseroberfläche lassen sich dadurch einmalige Fotos von der atemberaubenden Landschaft schießen.
Übrigens: In der Salar Uyuni werden zusätzlich zu den jährlich 25000 Tonnen Salz auch 70% des gesamten Erdvorkommens an Lithium vermutet. Dem begehrten Rohstoff der dringend für die Herstellung von E-Autos und Energiespeichern benötigt wird. Kein Wunder, dass eine deutsche Firma aus Hessen ganz vorne mit dabei ist das Lithium abzubauen. Ab Ende 2018 soll hier eine riesige Lithiumanlage in Betrieb gehen. Alles nach deutschem Umwelt und Politikrecht. Bei der hohen Korruption in Bolivien kann man bei so einer Aussage nur müde lächeln, alles weiter wird die Zukunft zeigen.
Nach tausenden geschossenen Bildern geht es zurück in Richtung Uyuni. Unterwegs halten wir um den atenberaubenden Sonnenuntergang über der Salzwüste zu sehen.
In Uyuni angekommen sammeln wir unsere großen Rucksäcke am Veranstalter ein und machen uns auf zum Hostel. Hier bricht dann das große Chaos aus. Die Kanadierin hat ihr Mäppchen mit dem Reisepass der Amerikaner gegeben, diese hat ihn verloren. Also werden die beiden super nervös, alles wird total chaotisch. Wir essen mit Antje zu Abend und gehen dann ins Bett. Morgen soll es früh in die Sandwüste gehen.