Schichtvulkan Merbabu ohne Guide

5.08.2018 – 6.08.2018

[von Lukas]

In den nächsten zwei Tagen soll es hinauf auf den Vulkan Merabu gehen. Da wir nach den Vulkanen Concepción in Nicaragua und Acatenango in Guatemala bereits ein wenig „Vulkanerfahrungen“ gesammelt haben, wollen wir auch diesen Vulkan ohne Guide erklimmen. Der Vulkan ist übrigens zuletzt 1797 ausgebrochen. Leider findet man im Internet relativ wenig Informationen über den Aufstieg, besonders ohne Guide. Geplant ist der Aufstieg via Wekas (Nordseite) und der Abstieg via Selo (Südseite) Aber alles der Reihe nach…

Vorbereitung

Um die Anreise möglichst einfach zu gestalten quartieren wir uns in der Stadt Magelang ein. Blöd nur, dass die Outdoor-Läden in Magelang kein Camping-Equipment verleihen. Mit ein wenig herumfragen, googlen und vielen Whatsapp-Nachrichten schaffen wir es dann doch Equipment zu organisieren. Im Dorf Borobodur, direkt neben dem gleichnamigen  buddhistischen Tempel, verleiht das „Profit Equipment Rental“ Ausrüstung. Als wir dort ankommen finden wir nur ein halbfertiges Haus. Ein Schild an der Tür verrät aber, dass wir richtig sind. Nach einigen Minuten kommt eine Frau vorbei, öffnet die vernagelten Holztüren am Eingang und tatsächlich, Campingequipment! Für umgerechnet 4,50€ / Tag leihen wir uns ein Zelt, 2 Schlafsäcke, 2 Matratzen, einen Campingkocher, Gas und Geschirr. Auf dem Rückweg nach Magelang kaufen wir noch Essen für die Wanderung ein: 4,5L Wasser/Person, Kekse, Instant-Nudeln und Müsli.

Abstecher zur Chickenchurch

Wo wir schonmal in Borobodur sind, schauen wir uns auch die berühmte Chicken-Church an. Im Ernst, da hat jemand mitten im Jungle eine Kirche gebaut, die aussieht wie ein riesiges Huhn. Eigentlich sollte es eine Friedenstaube darstellen, die alle Weltreligionen unter einem Dach vereint. Für uns sieht das Haus aber aus wie ein Hühnchen. Richtig witzig.

Der Aufstieg

Am nächsten Morgen geht es mit einem „Grab“ (dem asiatischen Taxidienst UBER) zum Startpunkt unserer Wanderung, dem kleinen Dorf Wekas in der Nähe von Kopeng. Wir steigen an der vermeintlichen Anmeldung aus, werden aber nur belächelt und informiert, dass das „Basecamp“ noch 2 Kilometer weiter oben liegt. Da unser Taxifahrer schon weg ist, fangen wir an zu laufen, bis nach ein paar Minuten ein Laster anhält und uns mit hoch nimmt, yeah! So macht wandern Spaß 😉 In Wekas angekommen staunen wir nicht schlecht. Das malerische Dörfchen ist bunt, überall wächst Gemüse auf der fruchtbaren Vulkanasche und alles wirkt irgendwie richtig entspannt und friedlich. Ein Foto mit unseren Fahrern ist natürlich mal wieder Pflicht 😉

Nachdem wir die knapp 10€ Eintritt / Person an einem Basecamp bezahlt haben (5 verschiedene Tickets werden uns angedreht aber der Preis stimmt mit unseren Recherchen überein), beginnt die Wanderung in Richtung Gipfel. Vorher wird aber noch ein Foto mit einigen Dorfbewohnern gemacht. Als Europäer ist man hier nämlich was ganz besonderes – wir sind bestimmt schon auf 500 Facebook Seiten zu bestaunen. Der Aufstieg soll laut Dorfbewohner 6-8 Stunden dauern. Um 10.00 Uhr starten wir vom Dorf aus. Der Weg ist super gut ausgeschildert und führt durch einen wunderschönen Wald, über Steppenlandschaften in die Nähe eines alten Radioturms und über weiß-gelbe Steine die extrem nach Schwefel riechen. Auf dem Weg kommen uns bestimmt über 100 Leute entgegen. Der Berg ist bei lokalen Besuchern ein beliebtes Wochenendziel. In Scharen machen sich die Indonesier dann auf den Gipfel zu erreichen. Oftmals mit 2 Übernachtungen an einem der vielen Zeltplätze die es unterwegs gibt. Heute sind wir aber die größte Attraktion des Berges. Jeder möchte ein Foto mit uns machen. Das ist am Anfang noch ganz nett, nach über 30 Fotos dann aber irgendwann lästig. Lustig ist, dass ich zunächst das Highlight bin, sobald die mittlerweile halbswegs blonde Anja eintrifft drehen jedoch alle total am Rad – verrückt! 

Als wir nach 4,5 Stunden um 14:30 Uhr den Gipfel erreichen, sind wir glücklich es geschafft zu haben. Unsere anfängliche Angst, dass es ohne Guide schwierig wäre den Weg zu finden war absolut unberechtigt. Der Weg ist sehr sehr gut ausgeschildert, es gibt sehr viele Wanderer unterwegs und die gesamte Route ist einfacher als gedacht. Wir hatten vorher beängstigende Fotos von einem schmalen Wanderweg entlang einer Klippe gesehen, diese Klippe ist in echt jedoch nicht mal zwei Meter hoch – wir demonstrieren diese Täuschung einmal in den Fotos 😉 Direkt auf dem Gipfel schlagen wir unser Zelt auf. Wir sind sogar ganz alleine hier, weil die meisten Besucher auf den anderen Gipfel gehen der ca 1 Minute entfernt ist. Uns soll es Recht sein. Wir genießen die unfassbar geile Aussicht über den Wolken und die Ruhe. 

In der Nacht frieren wir uns den Arsch ab. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist sau sau kalt, trotz 3-5 Lagen Klamotten, Zelt, Schlafsack. Der eiskalte Wind fegt über den Gipfel hinweg, wirbelt die Vulkanasche unter das Außenzelt in unser Zelt, die dünnen Matratzen und die dünnen Schlafsack reichen nicht um Schlaf zu finden. So liegen wir die ganze Nacht wach im unbequemen Zelt und hoffen, dass diese Nacht schnell vorbei geht. Als wir gegen 3 Uhr deutsche Stimmen hören wundern wir uns zwar, warten jedoch bis 5 Uhr bis wir endlich den wunderschönen Sonnenaufgang genießen können.

Die Deutschen die wir gehört haben gab es allerdings wirklich. Zwei Jungs aus Bayern sind zu früh aufgebrochen und waren bereits um 3 Uhr nachts am Gipfel angelangt. Dementsprechend kalt war auch ihre Nacht. Sie haben aber Unterschlupf in einem Zelt von Indonesiern am anderen Ende des Gipfels gefunden. Zum auftauen koche ich früh morgens für alle erstmal einen Tee 😉

Der Abstieg

Als die Sonne aufgeht wird es auch direkt wärmer auf dem Gipfel. Der Wind hat sich ebenfalls gelegt und die Wolken haben sich verzogen. Wir genießen die wahnsinnige Aussicht, frühstücken und machen uns gegen 7 Uhr bereit zum Abstieg. Dieser beginnt direkt zwischen den beiden Berggipfeln und führt sehr sehr steil ins Tal zwischen dem

Vulkan und dem Nachbarvulkan Merapi hinab. Der Merapi ist zur Zeit übrigens gesperrt: Hohe vulkanische Aktivität und ein Ausbruch am 11. Mai haben die Regierung dazu veranlasst jede Wanderung zu untersagen.

Auf dem Weg vom Gipfel in Richtung Selo sind wir eher enttäuscht. Der Weg ist extrem steil und rutschig, geht total auf die Knie und ist sehr stark besucht. In den Camplagern auf dem Weg stehen überall Zelte. Leider lassen viele Besucher ihren Müll liegen. Überall ist es dreckig. Nur der letze Teil des Weges, durch einen Wald, finden wir richtig cool. Hier gibt es sehr viele Affen, die sich aber leider auch über den Müll der Wanderer hermachen. Ein Affe, der eine leere Plastikflasche anknabbert gibt uns wieder einmal zu denken wie scheiße Plastikmüll doch ist.

Um 11.30 Uhr erreichen wir das Dorf Selo. Glücklich es geschafft zu haben begeben wir uns zur 2km entfernten Hauptstraße und warten auf einen Bus. Im Dorf selber wollen uns alle für mindestens 30€ nach Magelang bringen – totale Abzocke. Deswegen warten wir nun auf den Bus. Vergebens, denn hier gibt es keinen Bus. Nach endloser Warterei und einer kurzen Wanderung ins nächste Dorf Samiran hilft uns der liebe Dian aus Yogya weiter. Dian ist Agrar-Ingenieur und hilft den Leuten ihren Tabak effektiver und nachhaltiger anzubauen. Er und ein Freund bringen uns 30km mit dem Roller in die nächstgrößere Stadt in der Busse fahren. Einfach so. Kein Trinkgeld, keine Spritkosten. Was für eine Gastfreundschaft!

Fazit

Was für ein Abenteuer! Den Merbabu ohne Bergführer zu besteigen liest sich in den wenigen Quellen online als super gefährlich und anstrengend. Im Endeffekt ist die Begehung aber total einfach und wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Beim nächsten Mal würden wir aber wieder in Richtung Nordseite zurück. Der Weg über Selo ist überlaufen und endet in einem Dorf ohne Verkehrsanbindung. Nicht mal Taxis gibt es dort. Nur den unfassbar netten Dian und seinen Kumpel die uns einfach so 30km weit wegbringen. Danke!

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