Jop, auch heute Abend sind wir wieder in der Bar von gestern Abend gelandet… Aber von vorne….
Nachdem wir relativ früh aufgewacht sind, haben wir den Morgen damit verbracht, unsere weitere Reise zu planen. Eher per Zufall finden wir einen günstigen Flug von Cancun (Mexiko) nach Lima (Peru). Am 11. Januar nächsten Jahres geht es also endlich nach Südamerika. Wie wir die Zeit bis dahin verbringen, versuchen wir demnach in den nächsten Stunden herauszufinden. Herausgekommen ist dabei allerdings noch nichts Konkretes. Morgen werden wir jedenfalls weiter nach Antigua in Guatemala fahren. Dort wollen wir einen Vulkan hinaufwandern und die Stadt erkunden. Steven, der Kanadier von Utila, begleitet uns dabei. Alison muss leider ihren Rückflug nach Kanada antreten und nimmt gegen 12 Uhr einen Bus nach San Pedro Sula in Honduras. Währenddessen genießen wir den Vormittag im Café San Rafael wo wir einen leckeren Kaffee trinken. Mit Steven buchen wir anschließend unseren Bus nach Antigua und verkrümeln uns danach aufs Zimmer für einen Mittagsschlaf. Doch mehr als 2 Bier gestern in der Brauerei . Als es gegen halb 2 an unserer Tür klopft staunen wir nicht schlecht. Es ist Alison, die eigentlich auf dem Weg in die Heimat sein sollte. Aufgrund heftiger Ausschreitungen in Honduras ist ihr Bus nach einer halben Stunde einfach umgedreht. Es ist zu gefährlich nach San Pedro Sula zu fahren. Hintergrund der Ausschreitungen sind die Präsidentschaftswahlen des letzten Wochenendes. Ich versuche im folgenden Absatz die ganze Sache kurz zu erklären:
Am Sonntag waren Wahlen in ganz Honduras. Laut geltendem Gesetz kann ein Präsident nicht wiedergewählt werden. Das Blöde ist nun aber, dass der amtierende Präsident sich erneut hat aufstellen lassen. Da er die obersten Richter in seiner letzten Legislaturperiode bestimmen konnte, sind das ja nun seine besten Freunde, und ändern im Falle eines erneuten Wahlerfolgs einfach das Grundgesetz. Das gefällt natürlich nicht jedem Honduraner. Zumal der Präsident in Drogenhandel und geheimen Absprachen mit den USA verwickelt sein soll (Lesenswert!!! Wahlen in Honduras ). Die Gegenpartei, Liberales, setzt also alles daran, eine zweite Amtszeit zu verhindern. Am Wahlabend konnte noch kein Ergebnis ermittelt werden. Wie auch, hier läuft eine demokratische Wahl total chaotisch ab. Hühner dürfen wählen gehen, ebenso tote Bürgerinnen und Bürger, und Leute werden je nach Wahlbezirk einfach hin und hergeschifft, damit einzelne Wahlbezirke gewinnen. Hier wird nach amerikanischem Wahlsystem gewählt. Die Swing-States, in denen das Ergebnis denkbar knapp ausfällt werden also besonders stark manipuliert. Nach einer knappen Stimmauszählung wurde also beschlossen. das offizielle Wahlergebnis auf Donnerstag zu verschieben. Wie es der Zufall dann will, fallen im offiziellem Wahlkommitee TSE die Computer aus. Zuvor wurde bekanntgegeben, dass der Oppositonskandidat mit 5% der Stimmen die Auswertung der Wahlzettel anführt. Nach dem Systemaufall liegen beide Kandidaten gleich auf. Das ganze wird medial sehr willkürlich und konfus dargestellt, besonders weil die Statistikprogramme eher Excel 95 entsprechen als anschaulichen Diagrammen. Man muss sich das so vorstellen: Es sitzt ein alter Mann auf einem Klapp-Hocker mit seinem Smartphone in der Hand vor der Kamera und liest die Prozentzahlen der einzelnen Parteien vor. Zwischendurch fährt dir Kamera über einen Computerbildschirm mit Teilen eines Kuchendiagramms. Erkennen kann man eigentlich garnichts, alles ist total chaotisch und einfach sau schlecht dargestellt. Jeder Präsidentschaftskandidat beansprucht folglich den Sieg für sich, der Gegenkandidat erkennt das natürlich nicht an. In den großen Städten kommt es zu Massenprotesten, Gewalt und Chaos. Deshalb fahren die Busse auch nicht mehr und Alison sitzt jetzt wieder mit uns in Copan fest. Ich hoffe, dass man diesen Übergang in der Geschichte versteht
Wir bleiben also zu viert und kochen am Nachmittag gemeinsam und schlendern anschließend ein letztes Mal durch das hübsche Städtchen Copan. Alison kann ihren Flug umbuchen und fliegt nun von Guatemala aus nach Kanada. Alles Top also. Letzten Endes enden wir wieder in der deutschen Brauerei in Copan. Das „Sol de Copa“ wird von Thomas , einem Deutschen aus Ulm betrieben. Dort braut er sein eigenes Weizenbier und bewirtet seine Gäste mit deutscher Hausmannskost. Da wird bereits gegessen haben, gönnen wir uns nur ein Weizen. Steven kommt auf die Idee Schach zu spielen und wir starren für die nächsten Stunden auf das Brett, beide so tuend, als ob wir wirklich Schach spielen können. Im Hintergrund läuft Metallica und während mein Fuß mit der Melodie von „Whiskey in a Jar“ mitwippt, schlage ich Steven mit meiner Dame und einem Turm. Schach Matt! Anschließend geht es zurück zum Hostel wo wir nach einem gemütlichen Tag in Copan zufrieden ins Bett fallen.
Zum aktuellen Stand der Wahl 30.11.2017:
Hier gehts zum Guardian-Artikel
Gute, aktuelle Artikel auf Deutsch findet man kaum.
update 1.12. Die Tagesschau hat dazu einen Bericht geschrieben, der die Situation gut zusammenfasst
Was auch noch interessant ist: Das Wochenende vor den Wahlen herrscht in Honduras (bzw. vermutlich überall in Zentralamerika, war in Nicaragua auch so) Alkoholverbot. Sowohl in Bars als auch in Supermärkte ist in dieser Zeit also kein Alkohol zu finden (bzw nur heimlich und sehr unauffällig in Papiertüten ;-)).
Das Verbot soll zu weniger aggressiven Ausschreitungen führen warum es wiederum sehr sinnvoll ist die Ergebnisse erst eine halbe Woche später zu verkünden 😀