Bienvenidos a Guatemala – Willkommen in Guatemala

1.12.2017
Den Freitag Vormittag verbringen wir damit, nochmals durch die hübsche Stadt Copan in Honduras zu schlendern. Wir besuchen erneut das Cafe San Rafael und organisieren unsere weitere Reise. Parallel dazu beobachten wir Veränderungen der politischen Lage in Honduras natürlich ganz genau. Wie wir im Nachhinein erfahren haben wurde direkt nach unser Abreise eine Ausgangssperre im gesamten Land verhängt. Von 18.00 Uhr-6.00 Uhr darf sich niemand in den Straßen Honduras aufhalten.

Gegen 12 Uhr holt uns das Shuttle nach Antigua direkt an unserem Hostel ab. Unsere nette Frau an der Rezeption hat alles für uns organisiert und kümmert sich auch sonst um die vielen kleinen Sorgen und Probleme ihrer Gäste. Den Rest des Tages verbringen wir völlig unspektakulär im Reise-Shuttle nach Antigua in Guatemala. An der Grenze gibt es wieder Schwierigkeiten mit meinem Pass, da dieser zu neu ist und von den Systemen hier nicht ausgelesen werden kann. Alles muss also per Hand ausgefüllt werden, was natürlich immer ewig dauert. Geduld und Freundlichkeit sind also gefragt, während man auf den Grenzbeamten wartet. 10 Stunden völlig unspektakuläre Busfahrt quer durch Guatemala später kommen wir schließlich leicht verklatscht in Antigua an. Gemeinsam mit den beiden Kanadiern haben wir uns 4 von 6 Betten in einem Schlafsaal gebucht. Für heute sind wir sogar alleine im Zimmer, was die Nacht sehr angenehm macht.

2.12.2017 Antigua
Bereits gestern im Dunkeln ist uns aufgefallen, dass Antigua in Blocks aufgeteilt ist, und irgendwie an eine orientalische Stadt erinnert. Die Häuser sind alles sehr klein und in Sandsteinfarben gehalten. Ca. 3-4 Meter hohe Mauern umzäunen einzelne Quartiere der Stadt. In unserem Hostel Villa Esthela gibt es eine gut ausgestattete Küche, weshalbwir früh morgens losziehen um Zutaten für ein leckeres Frühstück zu besorgen . Die Stadt Antigua wirkt irgendwo groß und sehr klein zugleich. Das touristische Zentrum der Stadt bilden wenige Blocks rund um den Parque Central. Außerhalb dieser Blocks ist alles eher wie leergefegt und ruhiger. Wir finden schnell den größten Supermarkt der Stadt und staunen nicht schlecht als wir diesen betreten. Es dröhnt Weihnachtsmusik aus Lautsprechern, es ist gerammelt voll und an jeder Ecke eines Ganges stehen Mitarbeiter und wollen einem Waren direkt aus der Hand verkaufen. In einer Ecke der Shampoo-Abteilung kann man sich sogar die Haare schneiden lassen, während hunderte Leute einen dabei angaffen können und im zweiten Stock und hinter einer weiteren Ecke kann man noch vieles mehr als einfach nur Lebensmittel kaufen. Jeglichen Plastik- und Haushaltskram den man sich so vorstellen kann. Wir suchen uns das Nötigste zusammen, außer Obst und Gemüse, welches wir beim lokalen Markt kaufen wollen.

Einen Block weiter sind wir auch schon beim lokalen Markt angekommen. Eine Art riesiger Überdachung aus Wellblech unter denen hunderte Händler ihre Waren anbieten. Mit dem Strom der Menschenmenge schlagen wir uns durch die Massen. Wir sehen einen Mann, der aus zwei riesigen Umhängetaschen heraus Hundewelpen verkauft. Eine andere Frau verkauft Küken aus einem Korb heraus. An den Metzgerei-Ständen gibt es Unmengen an Hühnchen, Schwein und Rind zu kaufen. Alles natürlich ungekühlt. An einem der vielen Gemüsestände decken wir uns ordentlich ein und verlassen diesen Tumult wieder. Der Markt ist wahnsinnig chaotisch und irgendwie faszinierend zu gleich. Morgen kommen wir sicherlich wieder hier hin. Alles ist super frisch und die Leute sind cool drauf

Anschließend mache ich mich auf die Suche nach einem Friseur und die anderen lauffm zurück zum
Hostel. Als ich nach 4 Monaten endlich wieder einen Haarschnitt habe, schlendere ich gemütlich zurück in Richtung Hostel und werde auch prompt angelabert, ob ich nicht ein Shuttle in eine andere Stadt buchen will. Nö, will ich nicht, aber „kannst du mir sagen, wo ich Camping-Ausrüstung ausleihen kann?“ Zwei Minuten später finde ich mich an einer Rezeption eines Hostels wieder und werde mit Angeboten einer Sprachschule zugetextet. Moment, ich wollte doch nur ein Zelt und Schlafsäcke mieten? Achja… Der nette Mann namens Eddy zeigt mir ein Zelt und Schlafsäcke die er mir für ca 20€ vermieten will. Neben der Sprachschule natürlich. Eddy ist nämlich ein Alles-Könner und Organisator. Wir wollen am Montag den Vulkan Acatenango besteigen und die Nacht auf dem
Gipfel verbringen. Dafür fehlt und jedoch die Ausrüstung, die wir uns nun auf eigene Faust zusammensuchen. Ich verabrede mich für morgen Abend mit
Eddy um die Sachen zu holen und gehe auch zurück ins Hostel. Dort verbringen wir die nächsten zwei Stunden mit Recherche über Sprachschulen in Guatemala und machen uns anschließend erneut auf ins Zentrum um Eileen, eine Berlinerin wiederzusehen. Wir haben sie auf Utila beim Tauchen kennengelernt.

Wir suchen ein Café auf und vertreiben uns die Zeit mit Quatschen und durch die Gassen von Antigua schlendern. Am Abend findet ein scheinbar endloser Straßenumzug zum 1. Advent statt. Bunte Wagen in Weihnachtsstimmung und viel Musik beschallen anschließend die Gassen von Antigua. Sogar eine Schnee-Kanone befindet sich hier auf einem der Wagen. Das ganze ist so absurd wie unpassend für das warme Klima hier. Lustig ist es trotzdem. Geschafft vom Tag gehen wir früh ins Bett, wo ich nach 3 Stunden Schlaf durch das heftige Schnarchen eines Neuankömmlings geweckt werde. Der Mann ist wohl irgendwann in der Nacht zu uns in den Schlafsaal gekommen und schnarcht so dermaßen laut, dass ich trotz Ohrenstöpsel nicht mehr einschlafen kann. Was man daraufhin nachts alles so mitbekommt ist schon erstaunlich. Gegen Mitternacht kommt jemand in unser Zimmer und verlässt es auf der anderen Seite. Dort ist nämlich noch eine Tür, die zu einem Bad und einer weiteren, jedoch immer verschlossenen Tür führt. Zurück durch das Zimmer kommt die Person jedoch nicht mehr. Um 3.30 Uhr kommt noch jemand hinein und legt sich in das letzte verbliebene Bett. Gepäck hat die Frau (?) jedoch nicht dabei. 5 Minuten später steht der schnarchende Mann auf und verschwindet durch Eingangstür. Auch er kommt nicht wieder. Irgendwann klingelt dann ein Handy. Als dann gegen 4 Uhr heftige Kanonenschüsse die Wände erzittern lassen, mache ich mir kaum noch Hoffnungen auf ein paar weitere Stunden Schlaf. Was das mit den Kanonenschüssen auf sich hat versuche ich noch herauszufinden. Wir haben die Schüsse bereits tagsüber in sehr regelmäßigen Abständen gehört. Aber Nachts um kurz vor 4?!? Mir geht das hier alles jedenfalls ziemlich auf die Eier und ich beschließe für mich, das nächste Mal wieder ein Doppelzimmer oder auch Viererzimmer zu buchen mit Leuten die man kennt.

Da auch Anja dank dem schnarchenden dicken Chinesen nicht schlafen konnte folgt hier nochmal

Anjas Version des Tages:

(Da ich oben im Hochbett liege hab ich nicht mitbekommen was Lukas treibt)

Nach dem Dilemma mit den Wahlen, kommt es in ganz Honduras zu immer mehr Ausschreitungen und abends gilt in ganz Honduras Ausgangssperre. Der richtige Zeitpunkt um sich schnell aus dem Staub zu machen! Für den Weg nach Antigua in Guatemala entscheiden wir uns für ein direktes Shuttle, da dieses schon 8 Stunden benötigt und lokale Busse mindestens doppelt so lange brauchen sollen. Gescheiten Proviant für die lange Fahrt zu finden ist allerdings garnicht so einfach. Plan war es eine Reispfanne zu machen. Dass wir verwöhnten deutschen hier nicht einfach in den Supermarkt marschieren können und dort bekommen was immer unser Herz begehrt ist uns ja mittlerweile klar. Aber wir hatten schon erwartet, dass wir in Zentralamerika eine Dose Bohnen ergattern können. Pustekuchen. Die Einheimischen kochen nur mit trockenen Bohnen und die einzulegen schaffen wir leider nicht mehr. Frustriert kaufen wir uns eine Nussmischung bei der wir uns nicht ganz sicher sind ob es wirklich eine Nussmischung oder Vogelfutter ist 😀 Leider haben wir keine Ahnung was wir aus der Lebensmittelauswahl sonst so für haltbaren Proviant zaubern können und entscheiden uns kurzfristig uns im Voraus die Bäuche mit Baleadas voll zu schlagen. Baleadas sind eine Art Wraps beschmiert mit Bohnenmus und Käsestreuseln (wobei der Käse hier was ganz anderes ist als in Europa ;-)). Wahlweise werden die Baleadas dann noch mit Ei oder Huhn gefüllt, macht zumindest satt.

Das Shuttle holt uns sogar vor der Haustür ab und es geht los zur Grenze. Dort läuft alles reibungslos ab, naja bis auf dass mal wieder keiner Lukas Pass Einscannen kann und seine Einreise nach Honduras nicht im System eingetragen wurde. Durch zahlreiche Telefonate wird ihm die Ausreise dann allerdings doch gewährt. Den guatemalischen Beamten interessieren unsere Ausweise fast garnicht, den Stempel bekommen wir ohne Zögern, dazu sogar eine gratis Broschüre über Guatemala und ein herzliches Willkommen. Sehr schön 🙂

Kurz später stehen wir dann erstmal stundenlang im Stau und unsere Baleadas verwandeln sich immer mehr in ein riesiges Loch in unserem Magen. An einer Tankstelle decken wir uns dann notdürftig mit Chips und Bier ein, was den Rest der Fahrt um einiges erträglicher macht. Als wir dann endlich um 11 Uhr abends in unserm Hotel eintrudeln fallen wir einfach nur noch ins Bett.

Der elendige Hunger hat sich am nächsten Morgen allerdings immer noch nicht aufgelöst und wir nehmen das erstbeste Essen was uns über den Weg läuft dankbar an. Dabei handelt es sich um „Pitas“ von einer Straßenverkäuferin. Belegte Brötchen „con Pollo“ oder „con Chile“? Hmm eigentlich wollen wir was vegetarisches, also ist das Hühnchen raus. Probieren wir mal „con Chile“, was immer das ist. Ja, was es ist können wir leider immer noch nicht sagen. Ob das frikadellenartige Ding nun aus Fleisch oder Fisch bestand konnte man leider nicht rausschmecken. Wir wissen nur mit Sicherheit dass wir nie wieder „con Chile“ bestellen.

Die Essensuche treibt uns also weiter in den Supermarkt. Normalerweise sind Supermärkte in Zentralamerika meistens sehr leer und hauptsächlich von Touristen oder reicheren Einheimischen besucht. Hier ist er allerdings vollgestopft mit einer Menschenmenge die herumrennt wie mehrere Ameisenstraßen. Sobald man eine andere Richtung als die Menge einschlagen möchte hat man es schwer. Aber immerhin haben wir immer den Überblick, da wir die Menschenschar um mindestens einen Kopf überragen.

Der anschließende Besuch des Marktes belehrt uns dann allerdings dass der Supermarkt keineswegs voll war. Hier geht es noch viel enger und hektischer zu und es ist echt sehr schwer sich mit Rucksack auf dem Rücken umzudrehen 😀 Die Frauen haben sich entweder auf dem Rücken oder um den Bauch oder beides ein Baby umgeschnürt damit die Hände zum kaufen oder verkaufen frei bleiben. Manche Hände sind auch mit kleinen quietschenden Küken gefüllt (man wundert sich immer wieder wo das Quietschen so herkommt). Ein Mann mit Cowboyhut und zwei Dicken Säcken über den Schultern sticht aus der Menge heraus. In seiner Hand hat er einen Welpen und nach einer Weile fällt uns auf dass die ganzen Säcke voller Welpen sind die er verkauft.
Ansonsten fällt uns auf, dass die Märkte hier viel weniger stinken als die bisher gesehenen. Das Obst und Gemüse sieht sehr frisch aus. Bei vielen anderen Märkten wurde frisches Gemüse oft einfach über dem alten, vergammelten Gemüse gestapelt. Die Straßen riechen allerdings genauso nach Abgase wie überall in Zentralamerika 😉 Gierig decken wir uns mit Brokkoli, Aubergine, Zuccini, Pilzen, Paprika und Tomaten für eine Kokos-Curry-Pfanne ein um das ungesunde Leben des Vortages hinter uns zu lassen 😀

Den Nachmittag verbringen wir größten Teils mit der Suche nach einem Verleih von Campingausrüstung mit der wir den Vulkan Acatenengo besteigen wollen. Allerdings wollen uns mal wieder alle nur die komplette Tour mit Guide andrehen. Durch Zufall stößt Lukas auf dem Rückweg vom Friseur jedoch noch mitten auf der Straße auf einen Touranbieter der uns Zelt und Schlafsack anbietet. Geht doch!

Wir treffen uns noch mit Eileen, die wir auf Utila kennengelernt hatten. Während wir es uns auf der Dachterasse unseres Hostels gemütlich machen hören wir Blaskapellen Klänge die immer näher zu kommen scheinen. Auf Verdacht gehen wir mal zur Straße und landen in einem riesigen Weihnachtsumzug, der so lang ist, dass er eine Dreiviertelstunde braucht um uns zu passieren. Dass es hier keinen Schnee gibt, macht den Guatemalern nichts aus. Etwas ähnliches kann man auch durch Spülmittel und Windmaschinen erzeugen. Von der Blaskapelle über hübsche tanzende Latina Frauen bis zu kitschig geschmückten Wagen mit winkenden, verkleideten Schönheiten ist alles dabei in dem Umzug.

5 Kommentare bei „Bienvenidos a Guatemala – Willkommen in Guatemala“

  1. Lukas ich musste sehr lachen bei der Stelle „Mir geht das hier alles jedenfalls ziemlich auf die Eier und ich beschließe für mich…“

    Anja sehr geiler Schreibstil!

    Passt auf euch auf!

    1. Haha, ja typisch Lukas 😉 Danke! Hoffe ihr habt euch gut in eurer Wohnung eingelebt 🙂

  2. Guten Morgen,Lukas Frisör ist super Dein Eintrag ist gut geworden,da hat sich dein wach sein für uns zu Hause echt gelohnt

  3. Hallo zusammen, von beiden mal eine Version eures Tages zu bekommen ist auch ne coole idee, wenn auch eher zufällig! Man kann sich richtig gut vorstellen, wie ihr da in dem Gedränge auf dem Markt unterwegs seid ;). Mich würde ein vorher-nachher Foto von Lukas Friseurbesuch interessieren 🙂
    Wisst ihr schon, was ihr Weihnachten machen wollt?
    Im Moment seid ihr aber nicht am Arbeiten in den Hostels wo ihr seid, oder? Hat das einen Grund?
    Lasst es euch gut gehen!

    1. Nein, für Weihnachten haben wir noch keine Pläne. Kommt darauf an, wie lange wir jetzt Spanisch Unterricht nehmen, danach müssen wir zusehen, dass wir nach Mexiko kommen.
      Wir suchen uns immer Arbeit, wenn es gerade passt. Wir hatten uns hier auch beworben, hat dann aber doch nicht geklappt 😉 vermutlich in Peru wieder 🙂

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