Cobán

26.12.2017

Nach unseren völlig unspektakulären Weihnachtstagen in San Pedro ziehen wir nun weiter. Da wir am 11. Januar in Cancun (Mexiko) sein müssen läuft uns langsam aber sicher auch die Zeit davon. Wir lassen uns aber nich stressen und beschließen uns auf den Weg in Richtung Mexiko noch einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Darunter befindet sich auch das Naturschutzgebiet „Semuc Champey“. Dort befinden sich türkisgrüne Wasserbecken und Höhlen die es sich lohnt zu besichtigen.

Also: Auf in Richtung Nordosten! Entgegen der Empfehlung jeglicher Hostelinhaber und Reisebüros verzichten wir (wie so oft zuvor) auf einen Shuttle-Service der uns direkt dort hinfährt. Shuttle-Services bieten zwar den höchsten Komfort, lassen sich diesen aber auch teuer bezahlen und sind wenig aufregend. Stattdessen wollen wie uns mit den Chickenbussen unseren eigenen Weg durch das Hinterland von Guatemala schlagen. Das finden wir irgendwie authentischer und abenteuerlicher.
In San Pedro de Laguna nehmen wir früh morgens um 7 Uhr ein „Lancha“ nach Panajachel. Lanchas sind die kleinen Fährbote die die Städtchen rund um den See miteinander verbinden. Von Panajachel nehmen wir den ersten Bus über Sololá nach Los Encuentros (Die Treffen) wo wir erstmal ziemlich ratlos rumstehen. Los Encuentros besteht eigentlich nur aus einer Kreuzung an der sich der Panamaerika (Größter Highway Zentralamerikas) und ein weiterer Highway treffen. Direkt kommen einige Menschen angelaufen und wollen uns in ein kleinen Minivan verfrachten? Shuttle? Neeee. Wir wollen doch mit dem fetten Chickenbussen reisen! Als wir nach 10 Minuten immer noch blöd im Regen rumstehen (ja, es regnet wirklich) beschließen wir doch das Shuttle zu nehmen. Erstaunt stellen wir fest, dass wir die einzigen Touristen sind und diese Minivans nicht die typischen Touristenshuttles sind, sondern eine Reisemöglichkeit für jeden Local zu einem Spott-Preis. Also weiter gehts mit dem kleinen Van in Richtung „Chichicastenango“, liebevoll Chichi genannt. Obwohl wir es mittlerweile gewohnt sein sollten, wundern wir uns mal wieder wie viele Leute in so einen Van passen. In Chichi angekommen fragen wir unseren Fahrer wo die Busse in Richtung Santa Cruz del Quiché (kurz Quiché) abfahren. Er schickt uns ins Stadtinnere, wir laufen zwei mal um den Block und landen nach 5x nachfragen wieder am gleichen Fleck von wo aus uns der Fahrer losgeschickt hat. Na Toll. Ein Polizist sagt uns, dass die Busse hier eh vorbeifahren und wir einfach warten sollen. Nach 10 Minuten taucht dann auch der besagte Bus auf und der freundliche Polizist winkt den Bus heran. Einsteigen, wundern und dann geht die Luzi ab. Was für einr Fahrt! Es läuft super hektische Musik, der Bus ist bis zum letzten Platz gefüllt und wir quetschen uns mit unseren fetten Rucksäcken bis ans Ende durch. Genau so hektisch wie die Musik ist, so fährt der Busfahrer auch. Bremshügel (Drempels!) werden gekonnt ignoriert, sodass die gesamte Besatzung bei jedem Hubbel einmal aufwippt und Kurven werden mit Dauer-Hupen so brutal geschnitten, das entgegenkommende Fahrzeuge nur knapp ausweichen können. Ich halte mich links und rechts fest und hoffe, dass wir die Fahrt heile überstehen. Heute ist schließlich noch Weihnachten lieber Busfahrer!

Nach der wilden Fahrt steigen wir in Quiché aus. Irgendwie muss ich bei dem Stadtnamen ständig an eine leckere Spinat-Fete-Quiche denken (hhhmmmm)…
Mit den Gedanken noch bei dem leckeren Essen laufen wir in Richtung Hauptplatz des großen Busbahnhofs. Sofort werden wir gefragt wo wir hin wollen und direkt zu einem Minivan geschliffen. 6 Männer reden wild auf uns ein und wollen unsere Rucksäcke direkt aufladen. Immer mit der Ruhe Leute!!! Uns wird das zu viel und wir laufen ein paar Meter weg. Einer der Männer kommt uns hinterher und fragt uns, diesmal in Ruhe wohin wir wollen. Wir erklären ihm, dass wir in Richtung Cobán wollen, aber lieber einen Bus nehmen wollen. Er versteht unsere Situation, bietet uns jedoch an für nur 25 anstatt der üblichen 30 Quetzales bis nach Uspantán zu bringen. Das wäre der halbe Weg nach Cobán. Wir nehmen sein Angebot an und wir verstauen unsere Sachen in einen anderen Van. Die kleinen Minibusse, so finden wie später heraus, werden von den Locals als Langstreckenfahrzeugr eingesetzt. Dabei werden zuerst alle Sitzplätze belegt und dann so viele Leute wie nur eben möglich in den kleinen Kastenwagen gestopft die man auf dem Weg einsammelt. Ist der Wagen voll hängt der Kassierer halb aus der Wagentür und hält sich nur noch an einer Stange fest während er alles und jeden anbrüllt der so aussieht als ob er auf einen Bus wartet. Irgendwie werden die zusätzlichen Fahrgäste ja auch noch reingequetscht werden können .
Die Fahrt an sich verläuft ebenso unspektakulär ab wie die anderen zuvor. Wir starren aus dem Fenster und saugen die Atmosphäre um uns herum auf. Die Landschaft verändert sich stetig, sodass wir durch Wälder, Steppe und sehr trockenes Gebiet fahren. Alles ist jedoch sehr hügelig und die Straßen schlecht ausgebaut. In Uspatan angekommen steigen wir noch einmal in einen größeren Bus um und nach über 10 Stunden fahrt kommen wir völlig erschöpft in Cobán an. Es ist jetzt fast 17.00 Uhr und wir beschließen erstmal hier zu bleiben. Durch die Marktstraße machen wir uns auf die Suche nach einem bezahlbaren Hostel für 1 Nacht.Fündig werden wir unweit vom Markt im „Casa Tenango“ einem sehr gepflegtem und relativ günstigen Hostel. Wir beziehen also unser Zimmer und machen uns auf zum Markt. Wir haben heute noch nichts vernüfntiges gegessen und einen Bärenhunger… Die super gut eingerichtete Küche lässt Backpacker-Herzen höher schlagen und wir beschließen eine weitere Nacht hier zu bleiben. Wir können hier super selber kochen und die Atmosphäre des Hostels ist super. Warum also den Stress machen morgen früh direkt weiter zu fahren? Nach einem super leckeren Abendessen fallen wir erschöpft ins Bett. Auch Busfahren kann sehr anstrengend sein…

27.12.2017
Am nächsten Morgen beschließen wir bei einer heißen Tasse Kaffee und der Tageszeitung heute ein Kaffee-Museum zu besuchen. Dort wird einem der gesamte Prozess der Kaffeeproduktion erklärt. Laut unserem Lonely Planet von 2016 eine Top Attraktion in Cobán. Am besagten Ort angekommen finden wir nur ein kleines Kaffee-Geschäft vor. Kaffee? Klingt richtig. Als wir den Laden betreten erklärt uns die Verkäuferin, dass die Touren bereits seit 2 Jahren nicht mehr angeboten werden. Zu früh gefreut also… Plan B?

Plan B sieht so aus, dass wir durch die Stadt schlendern und anschließend in den angrenzenden Nationalpark „Las Victorias“. Laut Lonely-Planet kostet der Park Eintritt. Als wir durch das riesige Eingangstor schlüpfen fragt uns jedoch niemand nach Geld. Ok, dann halt nicht? Wir folgen einem Waldweg der im Zickzack-Kurs durch eine Art Regenwald verläuft. Nach guten 5km kommen wir an einem anderen Ausgang hinaus. Zurück geht es durch die Stadt in Richtung Hostel.

Unser Fazit zu Cobán: Ja, kann man mal machen! Besonders der riesige bunte Markt und die gesamte Atmosphäre dieser Stadt können sich sehen lassen. Die Leute grüßen alle freundlich und sind sehr hilfsbereit. In unserem gemütlichen Hostel fühlen wir uns nach knapp 3 Wochen in einer Bruchbude wie Könige! Trotzdem bleibt das Problem der Zeit. Ein Luxusproblem für uns Reisende, aber trotzdem müssen wir bald weiter. Schließlich geht es am 11. Januar weiter nach Peru!

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