15.02.2018 – 16.02.2018
Direkt vor unser Hosteltür in Puno sammelt uns ein Taxi ein und bringt uns etwas außerhalb vom Ort zur Anlegestelle. Dort wartet unser Gastgeber Felix bereits mit einem kleinen Motorboot auf uns und es geht ab in den See, bzw in das Schilf. Hier ist wirklich alles voller Schilf und das Bötchen bahnt sich seinen Weg durch schmale Wassergänge. Die Wasserhöhe des Sees variiert wohl sehr stark und im Moment ist er noch recht leer. Am Ende der Regenzeit, im Mai ist der Höchststand erreicht. Durch den geringen Wasserstand und den Müll im See stinkt es am Ufer recht unangenehm. Je weiter man sich vom Ufer entfernt desto mehr verflüchtigt sich der Gestank allerdings.
Felix fängt direkt an mit Erläuterungen über den Titicaca-See und seine schwimmenden Inseln. Der See ist der höchstgelegene, beschiffbare See der Welt und liegt auf einem Hochplateau von 4000m welches sich bis in den Süden von Bolivien zieht. Peru und Bolivien teilen sich somit den riesigen See welcher in der Quechua Sprache „Titichacha“ ausgesprochen wird. Wir lernen auch direkt die Queschuanische Begrüßungsform „camisaraki“ – „hallo, wie geht’s“ und „waliky“ – „Danke gut“. So werden wir auch direkt von Felix Frau Milagros auf ihrer Insel Sol y Luna empfangen. Insgesamt gibt es 95 dieser menschengemachten Inseln welche von 2500 Menschen bewohnt werden. Meist teilen sich die Familienmitglieder eine Insel, in unserem Fall gibt es hier noch den 4-jährigen Axel, seinen Opa Juan (er stellt sich als Johannes vom Hafen vor), dessen Frau und noch zwei weiteren Töchtern, also Milagroses Schwestern. Dazu wohnt noch Lobo auf der Insel, ein hübscher Schäferhund.
Die Insel besteht ca aus 15 Schilfhütten, welche zur Wasserfestigkeit und Stabilität teilweise durch Plastik und Holz ausgebessert wurden. Die Insel an sich besteht komplett aus Schilf. Die schwimmende Grundlage bilden abgestorbene Schilfwurzelblöcke, welche durch den im Faulprozess entwickeltes Methan nach oben treiben. Auf diese braunen Blöcke werden nun Schilfhalme verteilt und in unterschiedliche Richtungen übereinander gestapelt. Die Konstruktion der Insel dauert ca 1 – 1/2 Jahre, der Auftrieb dauert ca 50 Jahre an. Die Schilfrohre müssen allerdings jede Woche aufgefrischt werden, da sie von unten weggammeln.
Mittlerweile wurde jede Insel pro Familie mit einer Solarzelle ausgestattet, da es zu viele Unfälle durch Feuer auf den Inseln gab. Unsere Insel hat zudem ein modernes Kompostklo, welches die Einwohner allerdings nicht benutzen – wir haben leider nicht nachgefragt was sie stattdessen machen. Unsere Hütte ist mit Holzboden und Bett ausgestattet und mit einer Fensterfront, natürlich mit Seeblick. Von dieser Sorte gibt es noch 2 weitere Hütten welche allerdings gerade leer sind. Auch die Esszimmerhütte hat einen Holzboden und Seeblick. Die restlichen Hütten, in denen die Familie wohnt scheinen nur Schilfboden und keine große Einrichtung zu haben. Sie schlafen also direkt auf dem Schilf. Gegen die Feuchtigkeit ist der Schilf unter den Häusern um einiges höher geschichtet als der Rest der Insel. Da es hier recht kalt werden kann und vermutlich auch wegen des weichen Bodens haben hier viele Bewohner große Probleme mit Rheuma.
Nach einem leckeren Mittagessen, welches aus Forelle, Quinoa, Fritten, Erbsen und Möhren besteht, zeigt uns Felix mit seinem Motorboot das Schilfinsel-Dorf. Hier sieht man einige große Schilfschiffe mit Puma-Köpfen, welche die Bewohner liebevoll als „Mercedes-Benz“ bezeichnen. Diese Schiffe werden nur noch für Touristenzwecke benutzt. Die Pumaköpfe sind Wahrzeichen des Sees. „Titi“ bedeutet Puma und „caca“ bedeutet Stein, bzw grau. Der gesamte See hat aus der Luft heraus gesehen eine Puma-Form. Woher die Inkas das allerdings wussten ist fragwürdig.
Ansonsten gibt es zwischen den ganzen Schilfinseln auch eine „Zentrum-Insel“ auf welcher sich die Vorsitzenden aller Inseln einmal die Woche treffen. Jede der 95 Inseln hat einen Häuptling der für jeweils 1 Jahr die jeweilige Insel beim Treffen vertritt. Zudem gibt es hier einen Kindergarten, eine Arztpraxis und einen Sportplatz und einige Schweine die auf kleinen Schilfinseln leben. Gegenüber liegt eine Kircheninsel und dort hinter liegt die Grundschule.
Felix erklärt uns außerdem das Leben auf den Inseln (welches aufgrund des Tourismus vermutlich nicht mehr ganz so stattfindet aber wir geben es mal einfach so wieder). In der Abenddämmerung geht er zunächst mit dem Motorboot zu einem kleinen Schilfboot mit welchem dann gefischt wird. Die Uros Inseln liegen in einer kleinen Einbuchtung des Titicaca-Sees wo es wohl nur sehr kleine Fische und Forellen gibt. Die Fischfänge werden anschließend wohl in Puno verkauft bzw getauscht. Zusätzlich zu den Fischen jagen die Uros auch die zahlreichen Enten und deren Eier. Ansonsten müssen sie einmal pro Woche ordentlich Schilf schneiden und die Insel damit auffüllen. Wenn sie nebenbei noch Zeit haben, nähen die Frauen Decken und traditionellen Schmuck, welcher in Puno verkauft wird.
Nach der Inselrundtour muss Felix nochmal nach Puno und wir bereuen dass wir kein Essen eingepackt haben. Um 9 Uhr abends kommt Felix endlich wieder und es gibt Omelett mit Bohnen und Möhre. Dazu gibt es wie immer Muna Tee, welcher in der Höhe verdauungsförderlich sein soll. Beim Abendessen lernen wir auch erstmals Juan kennen, der tagsüber in Puno unterwegs ist. Nach einem netten Plausch geht’s direkt ins Bett und die Nacht ist super ruhig.
Am nächsten morgen werden wir sanft von einer Autoalarmanlage geweckt. Hä? Hier mitten im See?! Es stellt sich heraus dass es sich um ein Boot handelt welches Brötchen verkauft. Da es nur einmal am Tag kommt macht es so viel Lärm, dass kein Bewohner es verpasst. Ein ähnliches Boot fährt auch als Kiosk 2x die Woche bei allen Inseln vorbei. Das Frühstück welches Felix und Milagros uns servieren ist der Hammer. Erst gibt es Brötchen mit Avocado, dann Mango, Banane und Apfel mit Joghurt und anschließend noch Pfannkuchen aus schwarzem Quinoa, super lecker!
Erstmal regnet es und alle verziehen sich in ihre Hütten und wir lesen ganz entspannt. Mittags gibt es Reis mit Hühnchen, Bohnen, Tomaten und Fritten. Recht trocken, aber lecker. Danach zeigt Felix uns verschiedene Arten, Kartoffeln zu trocknen (die sind dann 25Jahre haltbar). Zudem gibt er uns Lehm zum Probieren. Ja die essen hier Lehm aus einer nahegelegenen Mine, soll den Magen schützen. Uns verklebt er eher die Zähne 😀 Anschließend steckt Milagros uns in typische Uros-Kleidung und es geht mit der ganzen Familie auf ein Schilfboot. Felix zeigt uns wie traditionell Schilf geerntet wird und welche Teile vom Schilf essbar sind. Schmeckt ähnlich wie Lauch. Danach werfen wir noch ein Fischernetz und besuchen Felix Gänse, die mitten im Schilf leben. Als Küken kosten sie 1 Sol, also 25 Cent.
Der Abend endet dann mit einer kleinen Feier. Der Kleine Axel wird heute 5 und bekommt einen Kuchen serviert, welcher ihm ins Gesicht gehalten wird. Alle machen sich drüber lustig dass er nun den gleichen Bart hat wie Lukas. Geschenke gibt es keine, aber zusätzlich zum Kuchen gibt es noch Chips und Cola. Vorher gab es schon gebratenen Käse mit Süßkartoffeln, normalen Kartoffeln und einem Maiskolben. Mal wieder komplett ohne Sauce aber lecker.
Somit endet unsere Zeit auf den Uros und Felix bringt uns am nächsten Morgen nach einem weiteren leckeren Frühstück zurück nach Puno. Hier empfängt er direkt die nächsten Gäste, welche von Lima angereist kommen. Alles in allem kein günstiges, aber absolut einmaliges Erlebnis.
Sehr cool!! 🙂 Ist ja wahnsinn dass euch die traditionellen Sachen passen, wenn ihr immer so viel größer seid als der Rest… 🙂
Hallo ihr beiden.
Cooles Foto ihr in den Trachten.
Sieht aus wie eine Hochzeit in Takatukaland