Medellín

Medellín – das ist doch eine der gefährlichsten Städte der Welt oder?! Auch wenn sie das lange war, ändert sich momentan in Kolumbien vieles. Während Pablo Escobar hier früher für 30.000 Tote und 200 Bomben (allein in Medellín!) verantwortlich war, wurde die Stadt vor ein paar Jahren als innovativste Stadt der Welt ernannt. Sie ist in einem rasanten Wandel und die Einwohner berichten voller Stolz von ihrer modernen Metro und der Seilbahn. Viele damals gefährliche Plätze wurden so umstrukturiert, dass sie nun viele Symbole der Hoffnung enthalten. Während unserer Stadttour werden wir immer wieder von Kolumbianern unterbrochen, welche uns mitteilen, wie froh sie sind, dass wir Medellín besuchen und dass wir herzlich Willkommen sind. Generell sind die Einwohner sehr neugierig, wenn sich Menschenkreisen bilden. Immer wieder stecken sie ihre Köpfe in den Kreis und gucken was unser Guide uns erzählt. Aber natürlich gibt es auch viele Bettler und man muss seine Sachen gut bei sich und stets im Blick behalten. Den Namen Pablo Escobar erwähnt er garnicht, weil zu dieser Person zu viele Meinungen existieren und Kolumbianer, die kein Englisch verstehen meinen könnten er würde ihn glorifizieren. Der größte Teil der Kolumbianer hasst ihn für seine Verbrechen. Es gibt allerdings auch einige die ihn vergöttern, da er sich nebenbei für die ärmere Bevölkerung eingesetzt hat.

Unser Guide erzählt uns, dass Kolumbianer trotz der traurigen Vergangenheit ein fröhliches Volk sind. Sie verdrängen die schlimmen Ereignisse und behalten sich gute Ereignisse im Kopf. Als Beispiel nennt er ein Tor im Fußballspiel gegen Deutschland bei der WM 1990 – natürlich hat Kolumbien die WM nicht gewonnen, aber sie haben ein Tor gegen den Weltmeister erzielt!

Aber natürlich lernen wir auch viel über die verdrängten Ereignisse. Früher gab es hier 4 Kontraparteien: Die Linken (Guerillas), die Rechten (Paramilitares) und die Drogen-Kartelle, welche beide Seiten mit Geld versorgten und sie somit auf ihre Seite schlugen. Die vierte Partei war der Staat, der laut unserem Guide lange Zeit viel zu wenig unternommen hat. Wie bekannt gab es von allen Seiten viel Gewalt, Bomben und Entführungen. Die Armee soll viele Unschuldige getötet haben, welche dann in Guerilla Uniformen gesteckt wurden. Damit wurden dann Zahlen gefälscht, welche die Bekämpfung der Guerillas ausdrücken sollten. Heutzutage gibt es seit dem „Friedensvertrag“ mehr Ruhe. Dieser wurde zwar laut Volksentscheid mit 50,2% abgelehnt, letztendlich aber doch umgesetzt. Der Vertrag beinhaltet einen Waffenstillstand mit der FARC. Als Gegenleistung bekommt die FARC allerdings für 8 Jahre 5 Sitze im Parlament und 5 Sitze in der Abgeordnetenkammer zugesichert. Zusätzlich werden die Mitglieder finanziell unterstützt und ausgebildet um sie in diesen 8 Jahren zu re-integrieren. Letztere Punkte führten natürlich zu dem Zwiespalt der Kolumbianer, da es vielen ungerecht erscheint, dass die FARC, welche viele Opfer auf dem Gewissen hat, nun vom Staat unterstützt wird. Dementsprechend gab es auch eine hohe Enthaltung bei den Wahlen.

Während es somit generell heute ruhiger geworden ist, gibt es natürlich immer noch die Drogen Banden. Unser Guide betont, dass dieses Problem nicht nur ein kolumbianisches sondern ein globales Problem ist. Kolumbien hat zwar die Leichen und Probleme, aber jeder der Kokain in den USA, Europa oder Australien konsumiert unterstützt gleichzeitig die Gewalt in Kolumbien. Auf die Frage, ob Kolumbien den Anbau nicht legalisieren sollte, da Kokain nunmal viel Geld bringt meint er, dass auch das Geld nicht in Kolumbien ankommt. Ein Kilo kostet hier 3.000 Dollar. In den USA wird es allerdings für 30.000 Dollar weiterverkauft (gestreckt sogar für 90.000 Dollar) und in Australien für 1000000 Dollar. An den Zahlen sieht man, dass es nicht Kolumbien wäre, welches von einer Legalisierung profitieren würde.

Medellín ist aber nicht nur als Stadt als solche interessant, man kann auch viele Tagesausflüge in wunderschöne Natur und Örtchen machen. Wir haben uns für einen Ausflug nach Guatapé entschieden. Hier gibt es eine schöne Seenlandschaft, einen riesigen Granitbrocken und ein sehr buntes hübsches Dörfchen. Zudem sehr leckeren Kaffee und nette Spaziergänge 😉

 

Ab Morgen geht es nun aber in die Kaffeeregion, wo wir die nächsten 2 Wochen auf einer Farm arbeiten werden. Wir sind gespannt, das kolumbianische Leben nochmal hautnah kennenzulernen 🙂

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