18. – 19.07.2018
[von Anja]
Zum ersten Mal reisen wir nicht in der Regenzeit und lernen direkt einen riesigen Nachteil des Reisens in Trockenzeiten kennen: Smog, Smog, Smog.. in unseren ersten Tagen auf Java können wir ihm nicht entfliehen. Von Jakarta aus wollen wir nach Cipanas, einem Ort mit vielen Thermalquellen und mehreren spannenden Vulkanen zum Besteigen. Dazu müssen wir erstmal mit dem Bus nach Bandung. Dass es schwer wird aus Jakarta heraus zu kommen, haben wir uns schon gedacht, aber dass die Stadt an und für sich nie aufhört wussten wir nicht… Die 4 Stunden Fahrt (150km) stehen wir durchgehend im Stau und fahren nur durch vollgebaute Gebiete bei denen man aufgrund des Smogs nicht viel weiter als zur 2. Hausreihe blicken kann. Na gut, hätte man sich denken können. Die Insel beherbergt mehr als die Hälfte aller Einwohner Indonesiens. Diese 140 Millionen Bewohner führen natürlich zu einer unglaublich dichten Besiedlung – über 1000 Einwohnern je Quadratkilometer, alles Stand 2006 also jetzt vermutlich noch höher. Es ist somit die bevölkerungsreichste Insel der Welt, während Indonesien als Ganzes mit seinen 255 Millionen Einwohnern das viertbevölkerungsreichste Land der Welt ist (nach China, Indien und der USA).
In Bandung brauchen wir dann auch eine Stunde um mit dem Taxi von einem Busterminal zum nächsten zu kommen. Dort schnappt uns direkt ein alter Minibus in Richtung Garut auf. Nicht nur auf den Straßen ist alles versmogt, auch in den Bussen hat fast jeder eine Kippe im Mund und qualmt vor sich hin. Zumindest die Männer, bei Frauen ist uns noch keine Zigarette zu Gesicht gekommen. Wir beiden sind mal wieder super spannend und beim Tanken versammeln sich alle Essensverkäufer und Tankwärte um unsern Bus um einmal einen Blick auf uns zu erhaschen. „Hey Misses – like Snacks?“
Eigentlich wollten wir am Abzweig nach Cipanas aussteigen und das super idyllisch beschriebene Thermendorf erwandern. Da wir die Berge um uns herum allerdings nur als leicht angedeutete graue Schattierungen im Abgasnebel ausmachen können, entscheiden wir uns weiter nach Garut zu fahren und dort morgen früh so schnell wie möglich so weit wie möglich zu entschwinden. Im Smog einen Vulkan hoch klettern nur um im Nebel zu stehen ist dann doch nix für uns. Außerdem haben wir bis jetzt immernoch kein unbebautes Stück Straße gesehen.
Obwohl die Sonne um 6 Uhr untergeht, ist sie schon ab 4 Uhr ein roter Leuchteball und um 5 wirkt es durch den Smog schon echt dunkel. Wir stehen jetzt in Garut und versuchen ein Hotel zu finden. Alle starren uns verwundert an, auf den Straßen sind mal wieder nur Männer unterwegs und jede uralte Pferdekutsche und jeden kleinen abgetanzten Minivan (ähnliche öffentliche Verkehrsmittel wie die Guaguas in der DominikanischenRepublik) will uns mitnehmen – wohin auch immer. Wir laufen einmal eine große Runde um den Busbahnhof, alles ist verdreckt, sieht aus wie ausgestorben und nichts sieht annähernd aus wie eine Herberge geschweige denn ein normales Taxi. Die Gebete, die der Muezzin durch die Lautsprecher murmeln machen diese Atmosphäre noch etwas unheimlicher und wir vertrauen uns schließlich dem am vertrauenswürdigsten aussehenden jungen Mann an mit unseren Fragen nach Unterkünften. Ihm fallen nur Hotels in Cipananas ein, dem Ort wo wir ursprünglich hin wollten. Wir zeigen ihm, dass in 5km Entfernung noch ein Hotel bei maps.me eingezeichnet ist und fragen ob er weiß wie wir dort hinkommen. Mittlerweile hat sich eine ganze Männerschar neugierig um uns versammelt – unter ihnen ein 10-jähriger Junge mit Fluppe im Mund. Unser hilfsbereiter nette junge Herr ruft uns über die Grab-App ein Taxi zum Hotel – ja, da hätten wir auch drauf kommen können, in den vorherigen Städten hat diese App allerdings nicht so wirklich funktioniert, sodass wir nur die BlueBird Taxi App ausprobiert haben, welche wiederum in Garut nicht funktioniert…. Der Mann wartet noch mit uns bis der Fahrer eintrifft und der 10-jährige düst erstmal auf einem Roller an uns vorbei – völlig normales Bild hier in Indonesien. Unser Helfer steckt uns noch ins Taxi und ermahnt uns dann in Gegenwart des Fahrers eben diesem blos kein Geld zu geben. Er hat nämlich schon für uns bezahlt – wow, wie nett! Unsere Stimmung hebt sich also langsam 🙂
Das gefühlt einzige Hotel in Garut, Villa Aleyra sieht aus wie eine Luxusvilla. Ist mit 14€ die Nacht auch teurer als unsere normalen Unterkünfte aber an diesem Tag tut uns der Luxus auch wirklich gut. Wir spazieren auch direkt wieder los um noch etwas Essbares zu finden. An einem Straßenstand brät ein Mann Nasi Goreng, gebratenen Reis mit Gemüse. Hier schlagen wir zu und ein Mann, der etwas Englisch kann hilft uns bei der Bestellung. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit ihm und er gibt uns einige Tipps wie wir die Stadt am besten verlassen können, bevor er sich letztendlich verabschiedet und ebenfalls für uns mit bezahlt. Unglaublich nett diese Leute, auch wenn es uns wirklich unangenehm ist alles bezahlt zu bekommen.
Zum Abschluss des Tages geht es noch in einen Minimarkt, wo wir mit den kichernden Kassierinnen mal wieder für einige Fotos posieren dürfen 😉
Am nächsten Tag buchen wir uns wieder ein Grab Taxi und sind erstaunt wie belebt die Stadt ist im Vergleich zum Abend. Ein riesiger, bunter Markt ist aufgebaut und überall sind Busse. Unser Grab Fahrer erkundigt sich für uns welchen Bus wir nehmen können und wir quetschen uns wieder in einen kleinen rauchigen Minivan bis nach Tasikmalaya. Dort schmeißt uns der Fahrer raus und deutet auf den nächsten Minivan der nach Pangandaran fahren soll. Unser Rucksack wird direkt in den Minivan geschmissen und der Preis als 8 angezeigt. Wir fragen „eighty thousand?“ sie nicken alle und wir wollen in den Bus einsteigen. Überall wird durcheinander gerufen und alle steigen aus dem Bus aus damit wir einsteigen können…. hä? Was ist denn jetzt los. Wir klären, dass wir kein Privatshuttle haben möchten und diskutieren wild gestikulierend. Es stellt sich dann auch heraus dass nicht 80.000 sondern 800.000 gemeint waren (47,50€). Wir steigen also wieder aus und wollen in den nächsten Minivan, in den die Leute, welche für uns ausgestiegen waren entschwunden sind. Sobald wir uns nähern steigen die anderen wieder aus… Das wird uns dann irgendwann zu blöd und wir marschieren los Richtung Bushaltestelle… unser vorherige Bus hat uns natürlich extra 5km davon entfernt herausgeschmissen. Glücklicherweise passiert uns dann doch noch ein passender Bus und wir springen herein. Auch hier nimmt der Busbegleiter den doppelten Preis… naja wir sind halt nunmal weiß.
Dafür klart während der Fahrt der Himmel endlich auf und wir sehen auch mal Felder neben den Straßen. Super schöne Reisterassen sogar. Der Bus bringt und bis nach Cijulang von wo aus es scheinbar nur mit Mototaxis nach Batukaras, unserem Endziel, weiter geht. Diese versuchen es mal wieder mit absurden Preisen, als wir einfach davon stapfen kommen sie uns dann allerdings doch hinterher und bringen uns für 1€ pro Moped ans Ziel. Dabei geht es noch über eine sehr interessante Bambusbrücke, natürlich mit Brückenzoll und durch ein Eintrittstor zur Stadt – auch wieder Gebühren.
Die Ankunft an unserem Gästehaus war dann auch nicht so einfach wie geplant, dazu aber mehr im nächsten Artikel über unser smogfreies Örtchen am Meer.