Yogyakarta

18.07. – 03.08.2018

[von Anja]

Da wir bei der Einreise nach Indonesien nur 30 Tage genehmigt bekommen haben, müssen wir nun unser Visum verlängern und das dauert. Dementsprechend waren wir auch ewig in Yogya und haben einiges erlebt. Unter anderem:

  • das Visum Hin und Her
  • Silberfabrik, Batik-Künstler, Kris-Schmiede und Prambanan
  • Ökofarm Bumi Langit und der erloschene Vulkan Nglanggeran
  • Nationalpark Kaliburi

Yogyakarta, kurz Yogya, ist zwar insgesamt laut der Einwohner fast so groß wie Jakarta, allerdings viel sympathischer. Dass die Stadr groß ist haben wir auch kennen gelernt, laut Wikipedia gibt es allerdings nur eine halbe Millionen Einwohner. Auf der ganzen Insel dürfte es allerdings schwierig sein irgendwelche Grenzen zwischen den Städten zu ziehen, da einfach alles mit Ausnahme der Vulkanspitzen bebaut ist. Etwas sympathischer als Jakarta ist Yogya vor allem dadurch, dass es viele grüne Ecken und keine Hochhäuser gibt. Überlaufen ist es allerdings ebenfalls, überall sind Staus und auch hier wird an jeder Ecke ein Feuerchen gemacht  um kleine Müllhaufen zu verbrennen. Somit gibt es auch hier den verhassten Smog – wenn auch bei weitem weniger als in Jakartas Umgebung.

Das Visums Hin und Her

Direkt am ersten Tag machen wir uns auf zum Immigration-Office um unser Visum zu verlängern. 3 Stunden warten, dann erfahren wir, dass wir 1 Tag zu früh sind um dieses komplizierte Verfahren in Gang zu bringen. So müssen wir also nach dem Wochenende nochmal wiederkommen. Da hier wie überall auf dem zugebauten Java alle Straßen mit Stau verstopft sind handelt es sich bei der Anfahrt ja auch nur um wenige Stunden… Montags morgens dürfen wir also nochmal 3 Stunden warten um haargenau die gleichen Dokumente nochmals abzugeben. Dienstag dürfen wir auch direkt wieder antanzen – für ein Foto und Fingerabdrücke. Moment, können wir das nicht jetzt eben machen?! Nein, das geht erst am Tag nach dem Beantragen. Und zwei Tage DANACH dürfen wir dann wieder kommen um unseren Pass mit dem hoffentlich erhaltenen Stempel abzuholen. Naja immerhin hat letzten Endes alles geklappt und irgendwer im Beamtenkittel hat jetzt den passenden Willi in unseren Reisepass gesetzt, sodass wir unser Geld bis Anfang September in diesem Land verstreuen können.

Silberfabrik, Luwak-Kaffee, Batik-Künstler, Kris-Schmiede und Prambanan

Nach einem Small-Talk mit unserem Hostelbesitzer Anton (sein „deutscher Name“) lädt dieser uns zu einer gratis Rundtour mit ihm und seinem Cousin durch Yogya ein.  Wir wissen natürlich, dass wir nichts umsonst bekommen und sicher bei zahlreichen Freunden unschlagbare Angebote für Mitbringsel oder ähnliches bekommen, aber eine Tour mit Einheimischen lehnen wir trotzdem nicht ab – es lohnt sich auch tatsächlich. Ich werde von Anton auf seinem Roller mitgenommen und Lukas von seinem Cousin und langsam tuckern wir durch den Stau von Yogya. Anton erzählt von seinem Leben in Frankreich (er hat eine Französin geheiratet, welche dort ebenfalls ein Hostel besitzt in welchem wir jederzeit willkommen sind und er arbeitet dort als Security). Er würde viel lieber dauerhaft zurück nach Java, seiner Frau wurde allerdings eine Niere entnommen und hier können die Standards für deren Behandlungen leider nicht gewährt werden. 

Als Erstes halten wir bei einer Silberfabrik. Die Fabrik ist eher eine kleine Halle in der 6 Leute vor Tischen sitzen und aus Silberdraht sitzen und Schmuck formen und rauchen. In Java wird überall und immer geraucht. Eine Packung Kippen kostet 90ct. Für eine Schmetterlingsbrosche brauchen sie 3 Tage. Pro Monat verdienen sie hier 150€. Bei Preisen für Nahrung von ca 1€ pro Gericht echt wenig. Ein ganz interessanter Bericht über Java beschreibt das Leben hier folgendermaßen: „Es herrscht ungleiche Einkommens- und Besitzverteilung zwischen einer dünnen Oberschicht, einer noch vergleichsweise kleinen, aber wachsenden Mittelschicht und einer breiten Unterschicht, die am Existenzminimum lebt und schlecht ausgebildet ist. Unaufhaltsam sinkt insbesondere auf Java der Lebensstandard der breiten Volksmassen von Jahr zu Jahr weiter ab. Die Menschen werden immer ärmer. Wenn Menschen gar nicht das Bedürfnis haben, „voranzukommen“, „erfolgreich zu sein“ und „reich zu werden“, dann wird sich schwerlich etwas ändern. Die Bevölkerung Javas ist bescheiden, mit wenigem zufrieden und glücklich, ist selig über ihre vielen Kinder und rückt gern immer noch ein wenig mehr zusammen, schnallt den Riemen noch etwas enger, wenn die Nahrung knapper wird.“ (Link zur Quelle)

Das kann man hier gut beobachten, viele Leute nutzen jede freie Minute zum entspannen und ihr Motto ist „nur das heute zählt“. Was man leider auch an der Umweltverschmutzung und der rasant steigenden Bevölkerungsdichte beobachten kann.

Zweiter Halt ist eine Luwak-Kaffeefarm, bzw. ein Kaffee Verkaufsladen. Da unsere „Guides“ Freunde der Besitzer sind, müssen wir hier natürlich auch etwas kaufen und den Kaffee probieren. Laut Beschreibung handelt es sich bei dem Kaffee um den teuersten Kaffee der Welt welcher von frei-lebenden Luwaks (Schleichkatzen) gegessen, ausgeschieden und anschließend von Bauern eingesammelt wird. Da die Tiere nur die beste Kaffeebohnen fressen soll das resultierende Heißgetränk ein exklusives Geschmackserlebnis werden. Zur Vorschau befinden sich vor dem Laden auch einige Käfige mit Luwaks, welche Gitterböden und eine Schublade darunter besitzen. Angeblich sind diese Tiere nur zur Veranschaulichung da und werden nach wenigen Tagen wieder frei gelassen. Wir vermuten aber, und haben dies auch schon gelesen, dass die Tiere mit rohem Kaffeebohnen vollgestopft werden, damit der Kot direkt unter dem Gitter abgefangen werden kann. Sehr schlimme Tierquälerei, die wir mit unserem Besuch hier unterstützen. Der Kaffee schmeckt tatsächlich gut, für uns allerdings nicht außergewöhnlich… Passenderweise haben wir am Tag vorher eine Doku über die Tiervielfalt der Welt gesehen: Racing Extinction (nur zu empfehlen, Link ist hinterlegt ;-)). Eine Aussage in diesem Film ist, dass wenn jeder Amerikaner nur einen Tag die Woche kein Fleisch essen würde, würden die Emissionseinsparungen dem Aus-dem-Verkehr-Nehmen von 8 Millionen Autos entsprechen. Jeder könnte also mit einem kleinen Beitrag etwas verbessern bzw verschlimmern…

Als nächstes ging es zu dem Künstlerfreund von Anton. Ganz berühmt für Yogya ist die Batik-Kunst. Dazu wird ein Bild mit Bleistift vorgezeichnet und alle Flächen, welche keine Farbe erhalten sollen mit Wachs bedeckt. Anschließend wir der Stoff in die jeweils passende Farbe getränkt. Dieser Prozess wird so oft wiederholt bis ein farbenfrohes Bild entsteht. Wir konnten nicht widerstehen und haben auch hier zugeschlagen 😉 Echt cool was für Bilder dabei entstehen.

Nun plagt uns der Hunger und wir laden Anton und seinen Cousin zum Essen ein. Anton kennt natürlich ein super Warung (Mini Restaurant) wobei wir für 4 Personen Hauptgericht und Vorspeise ca 3€ bezahlen. Super lecker! Für Lukas gibt es Reissuppe und für mich Lotek – Gemüse in Erdnusssoße. Hier treffen wir auch eine Freundin von Anton welche uns direkt ihr Gästehaus zeigt – nur für den Fall dass wir noch länger in Yogya bleiben und Besuch erwarten (wir hatten für unseren schwulen, spanischen Freund Marcos ein Zimmer bei Anton gebucht). 

Nachdem ich Anton erzählt habe, dass Lukas Sonderpädagoge ist, meint er, dass Lukas ein besonders großes Herz hat und möchte uns noch mehr von seiner Stadt zeigen. Dazu zählt eine Kris Schmiede, wo der Besitzer leider nicht da ist. Somit lernen wir die gebogenen Messer bei einem benachbarten Sammler kennen. 

Anschließend soll es zu einem muslimischen Friedhof gehen, welcher allerdings hoch auf dem Berg liegt. Das Moped mit Antons Cousin und Lukas hat nicht genug Power, somit fällt dieser Ausflug aus und es geht zum berühmten Prambanan. Hierbei handelt es sich um die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens und eine der größten hinduistischen Tempel in Südostasien. Da wir für diesen Tag kein Geld mehr übrig haben schauen wir uns die Ruinen durch den Zaun hindurch an. Wir lernen auch noch andere Ruinen und eine neue Obstsorte Salak (von außen Drachenhaut, von innen sieht’s aus wie Knoblauch, schmeckt wie extrem süßer Apfel) kennen, sehen den gefährlichen Vulkan Merapi aus der Ferne und fallen abends mit schmerzendem Hintern ins Bett 😉 

Ökofarm Bumi Langit und der erloschene Vulkan Nglanggeran

Da wir aufgrund der Visa mehrere Tage rund um Yogya verbringen müssen und Großstädte eigentlich vermeiden wollen, versuchen wir Alternativen zu finden. Eine Option wäre auf der Ököfarm Bukit Langit einiges über nachhaltiges Gärtnern zu lernen. Da dieser Verein keine Nicht-Indonesier belehren möchte, essen wir hier allerdings nur ein sehr leckeres Öko-Essen. Auch das Workaway, bei welchem wir uns beworben haben möchte uns zu keiner passenden Zeit aufnehmen. Somit entschließen wir uns einen kleinen erloschenen Vulkan names Nglanggeran zu erklimmen. Ein kurzer Aufstieg, allerdings sehr cool gestaltet! Wir müssen durch schmale Felsspalten hindurch und zahlreiche Fotospots wir menschengroße Vogelnester, Dinosaurier und Sparnferkel lassen das Asiatenherz höher schlagen. Die Nacht verbringen wir am Bukit Bintang mit großartiger Sicht über Yogya, welcher durch den Smog natürlich ziemlich spärlich ausfällt 😉

Nationalpark Kaliburi

Wunderschöne Naturbilder locken uns zum Nationalpark Kaliburi. Hier soll es Wanderwege, einen Kletterpark und viele Plattformen für Fotos. Letzteres gibt es zu Genüge. In schöner Landschaft sind viele Holzplattformen in Bäume gesetzt, Fotografen stehen davor und zahlreiche Asiaten posieren für DAS Foto vor schönem Hintergrund. Echt lustig was die Inhaber sich so ausdenken. Ein Fahrrad was über ein Seil zwischen zwei Bäumen fährt, ein Paragliding-Schirm und sogar ein schwebendes Kanu – alles nur für Fotos bereitgestellt. Die größten Wanderstrecken ergeben sich allerdings nur durch unser Leih-Moped, was uns zwei fiese Fettsäcke nicht zusammen die Berge hoch bringt. Damit es nächstes Mal vielleicht besser klappt zwingt es mich zum Laufen während Lukas die Berge hinauftuckert 😉

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