Das fünfte Ziel: Guatemala!
Wir waren echt begeistert von Guatemala und haben den ganzen Dezember hier verbracht. Zunächst einmal hat das Land uns mit seinen Temperaturen überrascht. Obwohl es mitten in Zentralamerika liegt ist es hier im Dezember ganz schön kalt. Das liegt vermutlich daran, dass wir uns größtenteils in hohen Regionen aufgehalten haben. Antigua liegt auf 1539m, der Lago Atitlan auf 1560m und Coban auf 1320m Höhe. Zum Reisen sind die Temperaturen allerdings sehr sehr angenehm, vor allem weil es kaum geregnet hat.
Was Guatemala besonders auszeichnet ist seine Maya Kultur. Man braucht den Leuten nur ins Gesicht zu schauen und sieht direkt die typischen Prägungen. Dadurch ist es auch am Anfang auch echt schwer die Leute auseinander zu halten, für uns sahen sie erstmal alle gleich aus. Zudem sind sie alle mindestens einen Kopf kleiner als der Durchschnittsdeutsche 😉 Geht man auf ein Konzert, hat man als Deutscher die perfekte Sicht und auch über die Sichtschutze vor Gärten und ähnlichem konnten wir ohne Probleme drüber schauen. Dabei muss erwähnt werden, dass es relativ selten Gärten gibt. Die Häuser sind meistens direkt aneinandergebaut und bestehen oftmals aus Wellblech bzw haben fast immer ein Wellblechdach. Falls Sie doch aus Stein gebaut wurden, ragen in vielen Fällen noch Stahlstangen aus den Dächern, für den Fall, dass noch eine weitere Etage draufkommt. Gekocht wird oft mit Feuer, sodass es überall nach Rauch riecht.
Faszinierend ist, wie Einheimischen ihre Kultur noch leben. Die Frauen und Mädchen tragen traditionelle Maya Kleider mit hübschen Schühchen und fast überall werden zusätzlich zu Spanisch noch alte Maya Sprachen gesprochen welche von Ort zu Ort variieren. Mit dem Spanischen haben diese nicht viel gemeinsam. Sie erinnern eher ans Hebräische. Wenn die Frauen anfangen heftig zu fluchen klingt das Ganze ganz schön gruselig 😉
Egal ob Konerte, Kirchenverabstaltungen etc, die Guatemalteken unternehmen immer alles als Familie. Selbst Babys werden überhin mitgenommen, egal ob 2m weiter ein Böller explodiert 😉 Zudem arbeiten die Kinder der Familie (zumindest in den 2monatigen Schulferien) fleißig in Familienbetrieben mit. In Bäckereien oder Kiosken wurden uns auch spät abends Brot und Bier von 8-jährigen serviert.
Teilweise hat uns allerdings auch erstaunt, wie sehr amerikanischer Kitsch adoptiert wird, anstatt an Traditionen festzuhalten. ZB. wurden die Tänze rund um Weihnachten von einzelnen Leuten in Ganzkörperkostümen durchgeführt (sieht aus wie Maskottchen) während alle anderen zugucken. Zudem gibt es überall düdelnde, wild-blinkende Lichterketten, aufgeblasene Schneemänner usw. Und es werden fast jeden Tag Feuerwerke und ohrenbetäubende Böller abgefeuert, besonders wenn es um das Feiern irgendwelcher Heiliger geht 😉
In den Orten, welche wir besucht haben, spielte sich das Leben jeweils in der Ortsmitte am Marktplatz ab. Vormittags gibt es hier täglich einen großen Markt mit mehr oder weniger frischem Obst, Gemüse, Reis, Fisch, Fleisch und was immer das Herz begehrt. Hühner gibt es entweder geschlachtet zu kaufen oder lebend. Die zweite Option gibt es aus Spülschüsseln zu kaufen, welche mit Netzen umspannt werden. Auch die Fische zappeln noch öfter mal, während sie schon auf der Theke liegen und manchmal sieht man, wie ein Hundeverkäufer seine Welpen aus einem riesigen Kartoffelsack herauszieht und anpreist.
Die Märkte bieten dazu auch die günstigsten Einkaufsmöglichkeiten in Guatemala. Wer nicht selber kochen will bekommt hier mittags günstige Mahlzeiten serviert, wobei es Vegetarier allerdings schwer haben. Die Gerichte beinhalten eigentlich immer Huhn in jeglichen Varianten und an jeder Ecke gibt es frittierte Hühnchenschenkel zu erwerben. Fast noch günstiger kommt man weg, wenn man von Stand zu Stand zieht, die Preise vergleicht und verhandelt und sich so das Gemüse für eine eigene Kreation zusammensucht.
Wobei wir bei einem schwierigen Punkt ankommen. Selber kochen ist hier garnicht so leicht. Nur wenige Hostels bieten hier eine Küchenmitbenutzung an und falls es sie gibt, bestehen die Küchen oft aus sehr sehr wenigen zusammengewürfelten Utensilien. Das nutzen besonders die Hostels in abgelegenen Orten gerne aus und bieten zwar günstige Übernachtungsmöglichkeiten an, oft aber dazu teure Hosteleigene Restaurants.
Abgelegene Orte sind in Guatemala meistens auch mit schrecklichen Straßen und somit langen Anreisen verbunden. Wir reisen eigentlich bevorzugt mit lokalen Bussen, da sie normalerweise günstiger sind und zudem oftmals einen guten Einblick in das Leben der Einheimischen bieten. In Guatemala gibt es allerdings größtenteils nur Kurzstreckenbusse, die maximal 1-2 Stunden Fahrstrecke abdecken. Somit muss man auf langen Strecken häufig umsteigen und der Fahrpreis häuft sich nach und nach zu einer ganz schönen Summe an. Letztendlich ist es oftmals günstiger und schneller auf eines der vielen Touristenshuttle zurückzugreifen, welche fast überall hinfahren. Hierbei handelt es sich meistens um kleine Bullis mit Sitzen ohne Kopflehne. Im Gegensatz zu den Local-Bussen hat hier jeder seinen eigenen Sitzplatz, was für lange Strecken echt angenehm ist. Die Local-Busse sind hier entweder die typischen Chicken-Busse (in Guatemala „Camioneta“ genannt) in Form von alten amerikanischen Schulbussen, oder ebenfalls kleine Bullis. Wir sind allerdings nicht einmal mit diesen Bussen gefahren ohne dass sie übermäßig überfüllt gewesen wären. Und Guatemalteken quetschen sich mit ihrem Hinterteil wenn es irgendwie geht noch überall hin um ja zu sitzen. Auch wenn sie auf den Schultern der bereits sitzenden Fahrgästen landen ist das besser als stehen, da kennen die nichts 😉 Ansonsten ist es auch hier, wie überall in Zentralamerika (mit Ausnahme von Costa Rica) üblich, erstmal in den Bus einzusteigen und später bei dem Geldeinsammler zu zahlen, welcher typischerweise aus der Tür raushängt und den Zielort des Busses herumschreit um möglichst viele Fahrgäste einzusammeln. Wie immer, nie vergessen beim Einsteigen nach dem Preis zu fragen 😉
Absolutes Highlight unserer Guatemala Reise, war die Wanderung und Übernachtung auf dem Vulkan Acatenango von welchem aus man den aktiven Nachbarvulkan El Fuego beim Eruptieren beobachten kann. Zudem hat uns San Pedro am Lago Atitlan sehr gut gefallen, wo wir zwei Wochen Spanisch gelernt haben. Gegen Antigua als Spanisch-Lern-Zentrum haben wir uns aufgrund der schlaflosen Nächte dort entschieden, da dort auch mitten in der Nacht im viertelstundentakt Kanonenschüsse fielen. Die unterspülten Wasserterassen von Semuc Champey sind super schön, im Dezember ist es dort allerdings so überlaufen, dass man die Natur kaum genießen kann. Auf der Reise dorthin sind wir 2 Nächte in Coban verweilt, welches an sich keine Schönheit ist, allerdings sehr authentisch mit seinem Riesen großen Markt. Flores haben wir, anders als die meisten Backpacker, welche hier für die Maya Ruinen von Tikal eintrudeln als Durchgangsort für unsere Reise nach Mexiko genutzt. Die Insel ist echt winzig und abends von Touristen überlaufen, während sie tagsüber wie leergefegt ist, da alle auf ihre Touren ausschwärmen.
Wir hätten echt gerne noch mehr von Guatemala gesehen, uns lief zum Ende aber die Zeit davon, da wir unsern Flug in Mexiko bekommen mussten. Falls wir nochmal die Gelegenheit bekommen, hierher zu fahren, würden wir vermutlich noch die 5-tägige Wanderung zum El Mirador, einer riesigen Maya Ruine mitten im Dschungel anstreben. Und wir haben gehört, dass die mehrtägige Wanderung von Xela (Quetzaltenango) zum Atitlansee wunderschön sein soll 🙂
Hier findet ihr alles über unsere Zeit in Guatemala