19.09.2017 (Aufgrund des Hurricanes verspätet 😉 )
Ich fange mal direkt da an, wo wir gestern aufgehört haben…. In der Nacht haben wir Explosionen und Schüsse gehört. Diese waren jedoch weit weg. Auch Ben und Xiara, Bens Verlobte, wussten zunächst nicht woher sie kamen. Wie sich später herausgestellt hat, protestieren die Bewohner der Nachbarstadt Las Terrenas gegen die Regierung. Sie beschweren sich über die zu hohen Strompreise. Laut Ben wird der Strom immer teurer weil sich immer mehr Leute illegal Strom abzwacken. Es wurden einige Autos angezündet, ansonsten ist nicht viel passiert. Wir sind hier jedoch sicher. Gut zu wissen 😀 Wir beobachten die Entwicklung des nächsten Hurricanes Maria natürlich ganz genau. Innerhalb weniger Stunden wurde Maria gestern von Kategorie 2 auf Kategorie 5 hochgestuft. Das gibt natürlich Anlass zur Sorge. Schaut man sich die prognostizierte Wetterlage an, werden wir die Gegend definitiv morgen verlassen. Xia hat uns angeboten mit ihr in den sicheren Süden der DomRep zu fahren. Dort werden wir mit der Xias Familie in einem Betonhaus ausharren. Vorher werden wir die Lodge jedoch auf den Hurricane vorbereiten. Wir haben nach dem Frühstück direkt angefangen die Lichter abzuhängen, Kleinteile wegzuräumen und sicher in der großen Hütte zu verstauen. Die beiden Kanadierinnen sind gegen Mittag zum Flughafen gefahren. Ihre Airline hat ihren Flug von Samstag auf heute (Dienstag) vorverlegt um die Touristen sicher von der Insel zu holen. Für uns ist das aber keine Option. Unter folgenden Link findet ihr eine schöne Wetterkarte über Hurricane Maria
Wenn man sich umschaut gibt es noch gar keine Anzeichen auf einen krassen Wetterumschwung. Die Sonne scheint, es ist warm und nur sehr leicht windig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lodge in den kommenden Tagen verhält. Hoffentlich übersteht sie den Hurricane unbeschadet. Unser Gastgeber Ben ist eher angepisst als beunruhigt. Für ihn ist es einfach nur nervig ständig alle Sachen abzubauen und sicher zu verstauen anstatt an seinen anstehenden Projekten (Pool, ein Betonhaus, einen Steg am Fluss, Garten & Nutzpflanzen) weiterzuarbeiten. Dem eigentlichen Sturm sieht er relativ gelassen entgegen.
Es ist jetzt 14.00 Uhr Ortszeit. Wir waren gerade kurz im Ort El Limon und haben uns Frühstück für morgen und eine Empanada auf der Hand gekauft. Empanadas sind fritierte Teigstaschen gefüllt mit Käse und Schweinefleisch. Wir bevorzugen jedoch die vegetarische Variante mit Käse 😉 Eine Empanada kostet hier 25 Pesos, also in etwa 50ct und ist super lecker 🙂 Im Moment warten auf den Elektriker der die Solarpanels abbaut. Solange die Panels jedoch noch aufgebaut sind laden wir alle Elektrogeräte auf.
Dazu haben wir noch die karibischen Krankenhäuser kennengelernt. Anja ist ihre Kontaktlinse entweder herausgefallen oder sie ist im Auge verrutscht – was wir gerne vor dem Sturm überprüfen lassen würden. In dem kleinen Ort gibt es keine Arztpraxis sondern nur Krankenhäuser. Das erste Krankenhaus ist ein kleiner Betonbau. Es gibt nur einen Arzt und es scheint nicht viel los zu sein. Wir haben Ben und Xio dabei die uns alles übersetzen können und warten erstmal vor dem Arztzimmer. Da kommt eine Truppe von Menschen angerannt, die einen ohnmächtigen Mann tragen. Das Kind was gerade behandelt wird, wird rausgeschickt und wir gehen lieber, das sieht aus als würde es länger dauern. Auf der Straße saust noch ein Pickup voller Menschen an uns vorbei, einer davon liegt reglos da und bekommt eine Infusion.
Beim nächsten Krankenhaus, was schon etwas moderner eingerichtet ist, leuchtet mir die Ärztin mit ihrem Handy im Auge rum. Sie findet allerdings auch keine Kontaktlinse. Allerdings hat sie auch kein Gerät um mein Auge zu weiten, deswegen fahren wir später noch weiter in den nächsten Ort Las Terrenas. Dort gibt es einen Augenarzt, der ist allerdings nur Freitags da.. Jetzt warte ich mal ab, wenn morgen nichts weh tut sollte die Linse weg sein, wenn doch, dann fahren wir für den Sturm eh an der Hauptstadt vorbei und wir können dort zum Augenarzt.
In Las Terrenas konnte ich auch nochmal Geld abholen. Der Ort ist viel größer als El Limón und es sind einige Touristen unterwegs. Man sieht sie vor allem in den Hotelgärten sitzen, vor deren Türen überall Security steht. Das ist hier insbesondere Nachts vor allen Hostels und Hotels überall der Fall. Vor Supermärkten, Banken oder Tankstellen stehen sogar bewaffnete Securities. Kleinere Läden geben ihre Waren nur durch ein Gitter aus. Xio erklärt auch noch, dass alle Schwarzen, die eine Spülschüssel voller Obst auf dem Kopf tragen Haitianer sind. Tatsächlich laufen in Las Terrenas einige so rum.
Vor unserer Tour nach Las Terrenas wurde auf den Schreiner und den Elektriker gewartet. Beide kommen letztendlich doch erst morgen um hier die Dächer usw dingfest zu machen, aber Lukas und ich haben die Zeit genutzt um uns den Strand anzugucken – ca. 20min zu Fuß entfernt und keine Menschenseele. Auf dem Weg zum Strand sehen wir einen Jungen der Kokosnüsse pflückt. Wie immer grüßen wir freundlich, daraufhin schenkt uns der Junge 2 Kokosnüsse, die er mit seiner Machete öffnet. Sehr lecker und sehr praktisch, da wir unser Wasser vergessen hatten (für die angeblichen „nur 5 Minuten zum Strand“ dachten wir wir bräuchten nichts). Zudem hält jedes vorbeifahrende Auto oder Moped an um uns mitzunehmen – ob aus Nettigkeit oder um Geld zu bekommen wissen wir nicht weil wir lieber laufen wollten. Das einzige Auto das nicht angehalten hat sah schon von weitem komisch aus, abgehackte Schlangenlinien, mal bremsen, mal Vollgas. Als es uns letztendlich passiert, sehen wir ein kleines Mädchen (vielleicht so 8 Jahre alt) am Steuer.. warum auch nicht?! 😀
Jetzt lassen wir den Abend gemütlich bei einem Bier mit Ben, Xio und Evan ausklingen. Morgen früh wird der letzte Rest zusammengepackt, dann bringen wir uns in Sicherheit vor Maria!