Na Meo und Nam Can – Grenzen nach Laos

30.05.-02.06.2018

[von Anja]

Leider läuft unser Visum in den nächsten Tagen ab und wir müssen Mai Châu und Vietnam verlassen. Das wird schwieriger als gedacht, aber ich fang erstmal von vorne an. Von Mai Châu aus geht es durch wunderschöne Natur Richtung Quan Son, einem Ort nahe der Grenze Na Meo. Wir sind quasi alleine auf größtenteils nagelneuen Straßen, der Himmel ist blau und die Reisterassen leuchten grün – traumhaft. Immer wieder muss man Büffeln, Rindern, Ziegen, Hunden und Hühnern ausweichen, welche über die Straße trotten. Zudem hat nun die Erntezeit begonnen. So gut wie jedes Feld ist voll mit Arbeitern und am Wegesrand stehen direkt kleine Maschinen zur ersten Verarbeitung bereit. Der geerntete Reis wird zum trocknen einfach auf der Straße ausgebreitet. Darin machen es sich dann auch gerne mal die Kühe bequem und mitten durch fahren wir. 

Mittags erreichen wir Quan Son und überlegen noch weiter zu fahren, allerdings sieht es stark nach Regen aus. Stattdessen lassen wir unsere Mopeds erstmal gründlich putzen, Lukas schraubt noch daran herum und merkt dass alles super kaputt Ist von innen und dann gucken wir uns im kleinen Örtchen um. Die Häuser sind an einem steilen Abhang zum Fluss gebaut, der Müll wird wie es aussieht einfach aus dem Fenstern hinunter geschmissen. Da es keine ordentlichen Fundamente gibt, stehen einige Häuser leer, da sie nach und nach den Hang hinabrutschen. Abends gibt’s wie fast immer eine leckere Pho (bei der Suppe kann man ganz einfach das Fleisch abbestellen, während man sonst oft weggeschickt wird wenn man sich nach vegetarischem erkundigt). Da Lukas wie immer nach 2 Minuten den Teller leer hat, spielt er aus Langeweile mit seinen Stäbchen herum. Das findet die Besitzerin garnicht lustig und kommt wie eine Furie angeschossen um sie ihm mit lautem Fluchen zu entreißen.

Am nächsten Tag geht’s dann auf Richtung Grenze. Lukas hat sich gut informiert und ist guter Dinge, dass wir die Mopeds über diese Grenze mitnehmen dürfen. Allerdings soll die Straße dorthin katastrophal sein, dazu hat es die ganze Nacht in Strömen geregnet… umso begeisterter sind wir als die ganze Strecke mit einer niegelnagelneuen Straße ausgestattet ist, auf der wir mutterseelenallein durch die grüne Landschaft tuckern. Nach 60km Idylle taucht dann die kleine Grenzstation auf. Wir werden sehr nett begrüßt und sind frohen Mutes. Dann kann der Beamte unsere neuen Pässe mal wieder nicht einscannen (mit den neuen deutschen Pässen klappt das fast nirgendwo..). Ab dem Moment fängt er an grimmiger zu werden und schickt jemanden mit unseren Pässen weg. Als er wiederkommt sagt er, wir hätten kein Visum. Doch natürlich haben wir eins, wir diskutieren wild gestikulierend, englisch spricht hier natürlich keiner. Irgendwann dreht der Beamte ein Schild um. Auf englisch steht hier: „Laut vietnamesischem Gesetz akzeptiert diese Grenze keine elektronischen Visa“. Aha, und nun? „Nam Can! Nam Can!“ Was will der denn von uns?! Irgendwann verstehen wir dass eine andere Grenze im Ort Nam Can elektronische Visa akzeptiert. Na toll, ist ja nur 500km weg und mit den Mopeds sind wir nie über 200km gefahren. In 2 Tagen läuft unser Visum aus..

Wir diskutieren wild herum, was sehr schwer ist ohne englisch. Wir fragen ob wir ein neues Visum kaufen können, das alte verlängern oder ob sie uns irgendwie helfen können. Das „No!“ der Grenzbeamten wird nur immer lauter und unfreundlicher und irgendwann werden wir nur noch ignoriert. Dabei können wir Laos schon sehen…

Aber es hilft ja nichts, der Offizier der uns gegenübersitzt hat 4 Sterne und scheint nicht bestechlich zu sein. Merke: Es wird immer kompliziert, wenn der Oberchef anwesend ist. Also so schnell wie möglich auf die Roller und so weit wie möglich Richtung Nam Can. Wütend rasen wir die ersten 60km zurück nach Quan Son zurück. Anschließend kommt mit der wechselnden, traumhaften Landschaft auch die gute Laune zurück. An Hängen gelegene Reisterassen, im Wasser liegende Büffel und die fleißigen Bauern geben einen interessanten Anblick ab und die Straßen wechseln von sehr schlechten, mit tiefen Schlaglöchern geprägten auch teilweise zu neuen, ebenfalls leeren Highways. Wir schaffen an diesem Tag insgesamt 350km mit unsern kleinen Yamahas. Die beiden bekommen in unserm ungeplanten Tagesziel Quy Hop dann auch noch einen Ölwechsel, wobei wir direkt zum Feiern eingeladen werden da uns alle super spannend finden. Da der Tag viel zu anstrengend war, lehnen wir danken ab und suchen uns noch was zu Essen. Vor einem Restaurant ist ein Hot-Pot voller Gemüse abgebildet. Wir zeigen darauf und fragen ob wir den haben könnten. Die Frau nickt strahlend, auf die Frage ob’s ohne Fleisch möglich ist schickt sie uns weg. Der Topf sieht aber so lecker aus, dass wir ihn auch mit Fleisch probieren wollen… das Ergebnis ist aber leider frittierte Hühnchenreste (Hühnerkrallen und Knochen an denen wenn überhaupt nur Speck dran ist) und frittierter Spinat… naja was das jetzt mit dem Topf zu tun hat wissen wir auch nicht, aber wir wollen einfach nur noch ins Bett. Dazu zieht die Frau uns noch mit dem Preis ab, heute haben wir einfach kein Glück.. 

Abends erfahren wir dann noch, dass Lars und Sara das gleiche Problem an einer Grenze weiter nördlich hatten und nun mit 2 Nachtbussen zur Nam Can-Grenze düsen… hätten wir das Visum nicht im vornherein beantragt hätten wir diese Probleme nicht gehabt und wären längst mit unserem Mopeds in Laos.

Am nächsten Tag schaffen wir es dann auch noch vor Mittag bis zur Grenze. Unterwegs haben uns wieder springende Büffel amüsiert und ein Kalb, welches seinen Kopf in einen viel zu kleinen Topf gesteckt hat und mit diesem übers Kopf die Straße heruntergetorkelt kommt. Die Straßen ziehen sich heute stetig bergauf und -ab. Kurz vor der Grenze warten wir auf einen Bus. Wir haben gelesen, dass an dieser Grenze einige Leute Probleme hatten ihren Roller rüber zu bekommen, für andere hat es geklappt.. da hier nichts los ist, schätzen wir unsere Chancen mit etwas mehr Trubel höher ein… vielleicht merkt ja keiner dass wir mit dem Roller da sind.

Aber natürlich merken sie es. Direkt an der ersten Schranke will man uns den Zutritt verwehren. Lukas fragt warum und zeigt diskutierend seine Papiere. Erstmal klappt’s. Sobald wir das Grenzgebäude betreten ruft der Beamte hier „No Motorbikes!!“ Lukas fängt wieder mit den Papieren an und letztendlich holt der Beamte einen englisch sprachigen Beamten. Dieser sagt, wir würden noch ein Zoll-Schein benötigen, den wir vorher hätten beantragen müssen. Sie wären nicht das Problem sondern Laos. Nach einigen Diskussionen darf Lukas ohne Stempel nach Laos herüber laufen um zu fragen ob wir die Roller mitnehmen dürfen.. Während ich warte, kommt ein anderer Offizier, der mich unfreundlich bittet auf der Stelle das Grenzgebiet mit dem Motorrädern zu verlassen oder sie stehen zu lassen und über die Grenze zu gehen. Irgendwann lässt er mich ausreden, dass ich auf Lukas warte und dass ich nicht 2 Motorräder gleichzeitig fahren kann. Mürrisch gibt er mir 10 Minuten Zeit und Lukas kommt glücklicherweise zurück. Allerdings mit schlechten Nachrichten. Keine Chance die Roller über die Grenze zu bekommen. Hier muss der Papierkram seine Ordnung haben. Eine Grenze weiter nördlich sind die Motorräder nicht das Problem, sondern unser „elektronisches Visa“. Pure Willkür!

Wir fahren also zurück in die nächstgelegene Stadt Muong Xen und klappern alle Werkstätte ab, ob sie uns unsere Roller abkaufen. Die ersten 8 Leute bieten entweder 20€ pro Roller oder sie wollen sie garnicht haben. Letztendlich verschenken wir sie für 35€ pro Stück, echt schade, aber was sollen wir machen.

Direkt danach wird uns verdeutlicht wie gut wir es hatten, jedes Taxi und jedes Moped das vorbeikommt will uns für viel zu viel Geld zur Grenze bringen. Durch ein Nein lassen sie sich nicht abschrecken und sind nun unser Schatten, während wir versuchen einen Bus runter zu winken. Als 2 Stunden später immer noch kein Bus gehalten hat beschließen wir, einfach hier zu schlafen. Unser Hotel hat einen recht hübschen Balkon und wir beschließen uns noch ein Bierchen zu holen um uns damit darauf zu setzen. Auf der ersten Suche nach Essen werden wir allerdings von einem vietnamesischen Stammtisch eingeladen. Hier gibt’s Bier, was man nur trinken darf, wenn die ganze Runde anstößt. Stößt jemand nur mit dir an, muss das Glas geleert werden… dementsprechend ist hier auch das Trinktempo. Dazu gibt’s zunächst Tofu und Hackfleisch in irgendwelchen Blättern. Bis auf die Konsistenz des Fleisches ganz lecker. Anschließend wird allerdings eine besondere Spezialität angekarrt: kleine Vögel oder frischgeschlüpfte Hühner-Küken als Ganzes frittiert. Das können wir einfach nicht essen… Immerhin zeigt sich an diesem Gratis-Abend nochmal die Gastfreundschaft und Nettigkeit der Vietnamesen, welche wir nach den beiden Grenzbesuchen schon fast verdrängt hatten.

Früh morgens starten wir dann den dritten Anlauf zur Grenze. Diesmal mit einem Kollegen unseres Hotelinhabers. Nachdem unser Pass mal wieder nicht gescannt werden kann, verschwindet der Beamte wieder für 10 Minuten und wir befürchten schon das Schlimmste.. Es regelt sich dann jedoch alles und wir dürfen endlich nach Laos einreisen und schnappen direkt den Bus nach Phonsavan.

Welcome to Laos! 🙂

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